Heftiges Unwetter bei Coburg am 05.06.2021

 

Nach einem kalten Frühjahr änderte sich die Wetterlage ab Anfang Juni hin zu sommerlicherem, aber auch gewitterträchtigem Wetter. In schwülwarmer Luftmasse entwickelten sich bereits in den ersten Junitagen teils kräftige Gewitter in Teilen Deutschlands. Grund war ein kleines Gewittertief namens Peter sowie teils Konvergenzen in dessen Umfeld. Die Gewitter verhielten sich in der strömungsarmen Luftmasse oft rechts stationär, wodurch mancherorts regelrechte Sturzfluten vom Himmel kamen. Mancherorts gab es dadurch erhebliche Schäden durch schwere Überschwemmungen und lokale Hochwasser.


Am 05. Juni rückte der Fokus der Gewitterentwicklungen auch weiter nach Osten. Während über Westsachsen an einer Konvergenz starke Gewitter möglich waren, erlaubte eine etwas besser ausgeprägte Windscherung (die Werte waren dennoch schwach) ev. noch etwas „organisiertere“ Strukturen u.a. im Raum Oberfranken. Daher verlegte ich meine „Jagdgebiet“ in den Raum Coburg in Oberfranken.


Erste Gewitter bildeten sich an dem Tag ab den Mittagsstunden am Thüringer Wald, während die Luftmasse abseits davon noch weiter aufheizte. Ab 15:30 Uhr ging es dann auch abseits der Berge los und erste Gewitter entstanden u.a. im Raum Scherneck bei Coburg. Diese Entwicklungen fuhr ich anschließend an. Mir fiel dabei eine Neubildung zwischen zwei bereits bestehenden Zellen auf, welche wohl auch outflowbedingt von den Nachbarzellen angetrieben wurde. Die Basis wurde immer dunkler und ich fuhr die Neubildung anstelle der aktiven Zellen an.

 

Gewitterbildung bei Coburg gegen 15:30 Uhr...

 

Neubildung zwischen zwei Zellen mit auffällig massiver Basis...


Gegen 16 Uhr entwickelte sich daraus dann schnell ein sehr dynamisches Gewitter, welche vor allem über die Region Ebersdorf und Sonnefeld zog. Die Blitzrate ging nach oben, wenngleich man oft nur ein schwaches Flackern von Wolkenblitzen wahrnehmen konnte. Die Kamera konnte dieses oft gar nicht abbilden. Laut Blitzerfassung von Kachelmannwetter lag die Blitzrate bei 150 bis >200 Entladungen in 10 min – also war schon recht ordentlich. Ich verlegte nun von Forsthub nach Ebersdorf und kam in Sturm, Hagel und heftigen Starkregen. Vor allem in Ebersdorf nahe der A73 gab es dichten Hagel mit bis zu 2,5 cm großen Hagelkörnern, wodurch die Landschaft angezuckert wurde und es größere Hagelansammlungen gab. In Ebersdorf selber gab es durch den heftigen Starkregen der langsam ziehenden Zelle bereits erhebliche Überschwemmungen.

 

Aus der Neubildung entwickelt sich eine Unwetterzelle...

 

Das Unwetter gegen 16 Uhr über Ebersdorf...

 

Fahrt nach Ebersdorf - bei Forsthub setzt Hagel mit bis zu 1,5 cm Durchmesser sowie heftiger Starkregen mit Sturm ein...

 

Der Starkregen wird immer stärker...

 

Wolkenbruch über Forsthub…

 

Schlammausspülung zwischen Forsthub und Ebersdorf...

 

Ebersdorf nahe der A73 - heftiger Hagelschlag mit bis zu 2,5 cm großen Körnern, die Straße wird weiß...

 

Anderswo in Ebersdorf - hier fällt weniger Hagel, dafür sehr viel Wasser vom Himmel; im Bild ist die Ortsstraße bis zu 30 cm hoch überschwemmt...

 

Das Unwetter hinterlässt massive Überschwemmungen im Gebiet Ebersdorf...


Ich folgte der Zelle noch bis Sonnefeld. Hier nahm zwar der Hagel ab, aber es schüttete weiter wie aus Kübeln. Erst hinter Sonnefeld schwächte sich die Zelle langsam ab.

 

Dem Unwetter nach Sonnefeld folgend - auch hier gibt es noch extremen Starkregen mit massiven Überschwemmungen...

 

Dieser Unwetterkern allein verursachte in dem besagten Bereich bereits mehr als 50 mm Niederschlag in 1 h (das Meiste davon fiel sogar in deutlich kürzerer Zeit). Rückseitig der Zelle entwickelten sich noch ein paar Neubildungen, die mit Starkregen über die gleiche Region zogen, sodass in 1,5 h durch das gesamte Gewittersystem bis zu 70 mm Niederschlag in dem Gebiet fielen.

 

Neubildungen direkt hinter der Unwetterzelle, welche ebenfalls nochmal Starkregen in dem Gebiet mit sich bringen...


Durch das Unwetter gab es in der Region Ebersdorf bis Sonnefeld erhebliche Überflutungen von Straßen, Kellern, Häusern und Grundstücken. Gerade kleinere Bäche, aber auch der etwas größere Füllbach, führten Hochwasser. Auch viele Seen in dem Gebiet liefen über. Insgesamt waren in der Region der Gemeinden Ebersdorf und Sonnefeld mehr als 100 Feuerwehreinsätze notwendig und sogar das THW war hier im Einsatz. Die Aufräumarbeiten werden noch Tage dauern.

 

Hagelansammlungen in Teilen von Ebersdorf - aufgenommen 30 min nach dem Unwetter...

 

Die angetauten Hagelkörner sind immer noch bis zu 2 cm groß...

 

Problematischer sind aber die vielen Überschwemmungen in der Region...

 

Schlammausspülung nahe Friesendorf...

 

Die Ortslage von Friesendorf ist schwer betroffen und hier verursacht ein Nebenarm des Füllbachs erhebliche Probleme...

 

Die Ortslage samt Häusern und Grundstücken wird leergepumpt...

 

Der Füllbach führt ebenfalls Hochwasser...

 

Blick auf das Hochwasser des Füllbaches...


Auch anderenorts entluden sich an dem Tag heftige Unwetter, wie an der Konvergenz über Westsachsen. Vom Raum Schneeberg im Erzgebirge über Zwickau und Altenburg bis hoch nach Nordwestsachsen fielen dabei vielerorts 50-100 mm Niederschlag in 1-3 h, was mancherorts zu schweren Überschwemmungen führte. Gerade der Ort Weißbach bei Schneeberg wurde schwer getroffen. Auch in den Folgetagen blieb das gewitterträchtige Wetter erhalten und immer wieder entluden sich in Mitteldeutschland Sturzfluten oder heftige Schauer – nicht selten mit Unwetterpotenzial und Schäden.

 

Nachfolgend noch das Chasingvideo zum Unwetter bei Coburg:

 

Video zum Unwetter bei Coburg am 05.06.2021… (externer Link: https://www.youtube.com/watch?v=Kj_Allu-pVk)

 

© Michel Oelschlägel

Datum: 21. November 2024

                  

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