27.06.2022 - Superzelle südlich von Freiberg richtet Schäden an
Nach einem schwül-heißen Tag löste es ab 15 Uhr langsam über dem Raum Freiberg bis nach Annaberg aus – die erste nennenswerte Gewitterlage für das Jahr 2022 stand in der Region an. Erste Starkregenschauer wurden bald gewittrig und einige schlossen sich zu seinem stärkeren System knapp südlich von Freiberg zusammen. Dieses System konnte sich kurz darauf zu einer klassischen Superzelle organisieren. Ich beobachtete die Zelle östlich von Oberbobritzsch aus, wo deutlich die Organisation und Rotation der Zelle erkennbar war. Die Zelle war auch recht blitzaktiv - mit vielen Erdentladungen. Im Abwindbereich nahe zum Aufwind konnte man immer wieder Niederschlagsgebiete sehen, welche nach unten stürzten und dort sicherlich auch downburstartige Bedingungen mit sich brachten.
Freiberg wurde zuvor durch Zellbildungen getroffen, später dann auch vom nördlichen Teil der Superzelle und von einer Nachbildung unmittelbar rückseitig der Superzelle. Dabei trat heftiger Starkregen und Hagel auf, vor allem im Rahmen der Superzelle auch downburstartiger Starkregen mit Hagel bis 2, vereinzelt bis 3 cm Durchmesser. In Folge der heftigen Niederschläge trat der Freiberger Münzbach über seine Ufer und sorgte für Überschwemmungen und volle Keller. Auch im Freiberger Theater und in einem Baumarkt gab es Wassereinbrüche. Heftig ging es auch weiter südlich von Brand-Erbisdorf über Langenau bis Müdisdorf, Lichtenberg und bis Oberbobritzsch zu. Hier verursachte die Zelle neben heftigen Starkregen, lokal bis 50 mm in 1 h, auch dichteren Hagel, teils mit bis zu 3 cm im Durchmesser. Auch schwere Sturmböen traten auf, lokal auch orkanartige Böen bis um 110 km/h. Durch das Unwetter kam es auch hier zu Überschwemmungen, wie gerade im Brand-Erbisdorfer Ortsteil St. Michaelis. Hier trat der Dorfbach über die Ufer und überschwemmte die Ortsdurchfahrt sowie viele Grundstücke. In viele Häuser drang dabei auch Wasser ein. Auch in Langenau gab es Hochwasser. Zudem richteten die heftigen Böen einige Sturmschäden an, u.a. in Langenau, Müdisdorf, Lichtenberg und Teilen Freibergs sowie besonders in Weigmannsdorf. In Weigmannsdorf fielen gleich mehrere Bäume um und beschädigten auch geparkte Autos.
Die Superzelle konnte sich jedoch nicht ideal weiterentwickeln. Nach ihrem Höhepunkt gegen 16 Uhr bildeten sich südlich neue Zellen, welche die Superzelle von einer guten Versorgung abschnitten. Dabei entstand zunächst eine weitere starke Zelle bei Frauenstein, bevor sich auch diese durch neue und südlich entstehende Zellen wieder abschwächte. Diese Zellneubildung fand immer weiter nach Süden hin statt, bis es am Erzgebirgskamm und im Egergraben neue Superzellen gab, die dort auch Schäden anrichteten. Nördlich davon ließ die Unwetteraktivität in der Folge mehr und mehr nach. Damit endete die erste Gewitter-Unwetterlage in der Saison 2022 in Raum Freiberg.
Nachfolgend mein Chasingvideo zur Superzelle in der Region südlich von Freiberg. Ich beobachtete die Zelle im Bereich von Oberbobritzsch bis Lichtenberg und Weigmannsdorf. Zwischen Lichtenberg und Oberbobritzsch kam ich in den Abwindbereich der Zelle mit anfangs Hagel bis nahe 3 cm Durchmesser. Später folgte ein Downburst mit extrem dichtem Starkregen und starken Sturmböen.
Video zur Superzelle im Raum Freiberg (externer Link: https://www.youtube.com/watch?v=n0AZnUGFRUg)
© Michel Oelschlägel