Schwere Gewitter/ Unwetter in Sachsen am 05.07.2012
Vorderseitig einer steuernden Zyklone über den Britischen Inseln wurde weiterhin schwül-heiße Luft nach Mitteleuropa advehiert. Am 5.7. zog zudem ein ausgeprägtes Bodentief von SW-Deutschland über Sachsen Richtung Polen.
In Sachsen startete der Tag sonnig und heiß, bevor sich gegen 12:00 Uhr über dem Vogtland die erste Gewitterzelle bildete. Diese zog unter erheblicher Verstärkung westlich an Zwickau vorbei Richtung Altenburg. Durch die recht langsame Verlagerung und hohe Intensität der Zelle fielen teils erhebliche Regenmengen, was lokal massive Überschwemmungen und Schäden nach sich zog. Das Gewitter zog nachfolgend weiter Richtung NW. Gegen 15:00 Uhr lag das massive System über der Gegend um Rochlitz. Dort trat neben Hagel bis 3 cm auch heftiger Starkregen sowie schwerer Sturm auf. Gerade Rochlitz und Umgebung wurden schwer von dem Unwetter getroffen, es gab Schlammlawinen und markante Schäden. Möglicherweise konnte sich hier sogar kurzzeitig eine Superzelle ausbilden, welche später vor allem um Leisnig heftigen Hagelschlag mit >6 cm Durchmesser hervorbrachte. Durch den Großhagel wurden zahlreiche Häuser und Autos beschädigt.
Unterdessen fuhr ich von Freiberg Richtung Döbeln, um das System abzufangen. Mittlerweile löste es massiv über Thüringen und Westsachsen aus. Das angesprochene Bodentief führte zur Bildung massiver Gewittersysteme, welche immer mehr verclusterten. Vorgelagerte, einzelne Zellen brachten teils größeren Hagel mit sich. Gegen 16 Uhr erreichte ich Döbeln. Vorgelagert zum Unwettercluster von Leisnig und Rochlitz entwickelten sich nun neue, kräftige Zellen. An der Abfahrt Döbeln wurde ich von einer Neubildung verschluckt, es gab heftigen Starkregen und Hagel bis 1 cm.
Anfahrt auf die Neubildung bei Döbeln
Kurz darauf setzt heftigster Starkregen ein...
Ich konnte mich Richtung Riesa nochmal vor diesen Niederschlagskern setzen. Vorderseitig gab es permanent Naheinschläge! Kurze Zeit später wurde ich erneut vom Niederschlagscore eingeholt. Erneut setzte heftigster Starkregen ein, diesmal aber zusammen mit schweren Sturmböen!
Erneut heftiger Starkregen, diesmal zusammen mit Sturmböen...
... nach der 2. Durchfahrt durch den Core auf der Vorderseite des Gewitters
Ich schaffte es allerdings ein weiteres Mal, mich vom System abzusetzen und vorderseitig zu positionieren. Die Dynamik der mittlerweile immer mehr miteinander zu verclusternden Gewitter war beeindruckend. Zudem fielen die Zellen durch ihre hohe Erdentladungsdichte auf. Kurz vor Riesa ließ ich mich ein weiteres Mal überrollen, erneut mit Starkregen und heftigem Sturm.
Niederschlagscore des Gewitters vor Riesa
Die Zelle rückt immer näher, dazu gibt es turbulent ziehende tiefe Wolkenfetzen vor dem Gewitter..
Erneut Starkregen und heftiger Sturm kurz vor Riesa...
In Riesa legte ich einen kurzen Tankstopp ein. Während das alte System nach Norden abzog, näherte sich aus Süden eine superzellenverdächtige Entwicklung. Unter Abschwächung zog das Gewitter gegen 17:15 Uhr etwas östlich an der Stadt vorbei. Dennoch reichte es für kleinkörnigen Hagel und heftigen Starkregen.
Starkregen der 2. Zelle bei Riesa
Mittlerweile entwickelte sich mehr und mehr ein gewaltiger Gewittercluster über Sachsen. Die Systeme über Nordsachsen formierten sich zu einem großen Gewitterherd, währenddessen auch aus SW ein großes System hereinzog. Ich fuhr unterdessen Richtung Gröditz weiter. Unterwegs gab es immer wieder Starkregen und überflutete Straßen sowie lokal heruntergerissene Blätter und Äste, was auf Hagelereignisse hindeutete. In Gröditz selber kam ich gegen 17:45 Uhr in einen erneuten Wolkenbruch. Binnen kurzer Zeit standen Straßen und Grundstücke unter Wasser, der nachfolgende Sturm riss zudem größere Äste von den Bäumen. Durch das Unwetter kam es zudem auf der Bahnschiene Elsterwerda-Großenhain zu Behinderungen, wodurch die Bahnübergänge durch den feststeckenden Zug teils geschlossen blieben! Durch einen Anwohner fand ich allerdings nach einiger Zeit einen Weg durch eine Unterführung unter der Bahnlinie hindurch.
Überflutungen auf dem Weg nach Gröditz
In Gröditz selbst erneut heftiger Starkregen...
... der nicht ohne Folgen bleibt!
Unterdessen verclusterten auch der nordsächsisch-brandenburgische Cluster und der hereinziehende Cluster aus SW immer mehr zu einem gewaltigen MCS. In Großenhain konnte ich den Aufzug des südlichen Teils des Clusters beobachten, welcher mit einer ausgeprägten Böenfront heranzog. Mit Passage der Front gab es erneut Sturmböen, lokal auch schweren Sturm, Richtung Ostsachsen auch orkanartige Böen. In Großenhain setzte wieder kräftiger Starkregen ein, wobei der intensivste Bereich südlich vorbei zog. Durch die vorlaufenden Zellen waren die Böden allerdings bereits gesättigt, wodurch mit dem letzten Gewitter erneut verbreitet Behinderungen und Schäden durch Überflutungen zu Stande kamen.
Böenfront bei Großenhain
Fahrt Richtung Großenhain
Böenfront verschluckt die Landschaft
Überflutungen bei Großenhain nach erneutem Starkregen
Schlamm drückt von den umliegenden Feldern in den Ort...
Mit den Abendstunden zog das Unwettersystem langsam nach Ostsachsen und später Richtung Polen ab, wo es noch bis in die Nachtstunden hinein sein Unwesen trieb. In Sachsen beruhigte sich vorerst das Wetter.
Durch die Unwetter kam es sachsenweit zu erheblichen Sachschäden. Teils kamen durch die Unwetter über 100 mm binnen weniger Stunden zusammen! Auch Sturmschäden wurden vor allem aus Ostsachsen gemeldet, während in Nordwestsachsen eher größerer Hagel Probleme bereitete.
© Michel Oelschlägel