19.-25.12.2023 - Sturm Zoltan/ Abdul mit Sturm, Dauerregen, Gewitter, Starkschneefall, Schneebruch, Hochwasser
Die Weihnachtszeit 2023 war alles andere als friedlich, wenn es nach dem Wetter geht. Sturm Zoltan brachte fast alle Facetten des Wetters, welche im Winter möglich sind, mit sich. Zunächst verursachte das Tief insbesondere am 21.12. verbreitet Sturm- und lokal schwere Sturmböen, an seiner Kaltfront traten sogar lokal orkanartige Böen auf - auf den Bergen gab es Orkanböen. Sturmschäden riefen vielerorts auch die Feuerwehren auf den Plan. Auch in Sachsen gab es mehrere Sturmeinsätze diverser Feuerwehren, insbesondere nach der teils gewittrigen Kaltfrontpassage am späten Nachmittag und Abend. Während es in weiten Teilen Deutschlands im Zuge des Tiefs heftig regnete, wie am Thüringer Wald (wo bis zum 25.12. binnen 5 Tagen sogar bis zu 190 mm Niederschlag fielen) oder im Harz (über 200 mm Niederschlag in 5 Tagen), ging der Niederschlag in Sachsen am 22.12. - zumindest im östlichen Erzgebirge, Teilen des Elbsandsteingebirges und im Raum Freiberg - oberhalb von 400 m in anhaltenden Schneefall über. Gerade im Osterzgebirge gab es ab den späten Nachmittagsstunden des 22.12. teils heftige Nassschneefälle - mit bis um 20 cm Neuschnee in 12 h auf 400-450 m. In den Hochlagen des Osterzgebirges fielen binnen 24 h >40 cm Neuschnee. Erster Schneebruch trat insbesondere da auf, wo der Schnee recht nass war (unter 600 m). Der Wind spielte am 22.12. nur am Vormittag noch eine Rolle (in Schneeschauern anfangs teils noch schwere Sturmböen, lokal orkanartig), später ging die Windstärke aber deutlich zurück. In West- und Mittel-Sachsen frischte der Wind im Zuge einer Randwelle aber in der Nacht zum 23.12. nochmals auf, es gab Sturmböen, exponiert auch schwere Sturmböen. Zudem gab es dann in der Nacht einige Wintergewitter mit schweren Sturmböen, lokal orkanartigen Böen. Gerade auch in Verbindung mit schneebelasten Bäumen gab es einige neue Sturmschäden. Der Sturm verringerte aber vielerorts zunächst die Schneebruchgefahr - nur in windgeschützteren Lagen und Täler blieb die Gefahr bestehen. Am Folgetag (23.12.) bildete sich dann eine markante Luftmassengrenze über Deutschland, da rückseitig von Tief Zoltan weiterhin Kaltluft aus Nordosten einfließen konnte, während die Warmfront des nachrückenden Tiefs Abdul, welches mit seinem Kern noch über dem Nordatlantik lag, deutlich wärmere Luft aus Westen heranschaufelte. Die Grenze zwischen Warm- und Kaltluft verlief auch quer über Sachsen. Blieb es im Vogtland oder in Raum Zwickau bspw. den ganzen Tag über bei kräftigem Regen, so schneite es ab Chemnitz und ostwärts teils bis zum Abend massiv, mit oftmals 20 bis teils deutlich >30 cm Neuschnee in 12 h. Der Schnee war zudem oft sehr nass und schwer. Binnen 48 h fielen am Erzgebirge bis zum Abend des 23.12. teils >70 cm Neuschnee, im Vorland auf 400-450 m waren es im Freiberger Raum binnen 30 h 35-40 cm Nassschnee. So kamen im Raum Freiberg ab 400 m nach den Schneemengen vom Vorabend (22.12.) mit der Luftmassengrenze am 23.12. auch nochmal um 20 cm nasser Neuschnee binnen 12 h hinzu. Unter 400 m nahm die Schneedecke schnell immer weiter ab. Durch den Nassschnee gab es vor allem in windgeschützteren Lagen und Tälern zwischen 400 und 600 m (im Westerzgebirge durch die Nähe zur wärmeren Luft eher in höheren Lagen, Richtung Sächsische Schweiz auch in etwas tieferen Lagen) teils massiven Schneebruch. Zahlreiche Feuerwehren waren hier gefordert, viele Straßen mussten auch gesperrt werden. Teils mussten, wie im Raum Freiberg, auch Hallen aufgrund der Schneelast geräumt werden. In Freiberg stürzte auch ein unbewohntes Gebäude in Folge von Schneelast zusammen. Insgesamt waren am 23.12. allein im Erzgebirgskreis und im südlichen Kreis Mittelsachsen v.a. durch die Schneefälle und durch Schneebruch/Sturmschäden >280 Feuerwehreinsätze notwendig. Doch nach dem Schnee kam das Wasser. Denn am Abend setzte sich von Westen her und dann nach Osten voranschreitend deutlich mildere Luft durch und der Schneefall ging bis in die hohen Lagen in starken Regen über. Der Übergang in Schneeregen, später Regen, verstärkte dabei kurzzeitig mancherorts nochmal den Schneebruch, insbesondere an größeren Fichten. Ab den Abendstunden des 23.12. herrschte nun u.a. in Freiberg starkes Tauwetter, nach Mitternacht dann auch in den Höhenlagen des Osterzgebirges. Insgesamt waren in der vorhandenen Schneedecke vielfach 40-60 mm, teils >80 mm Niederschlag als Schnee gebunden, wobei allein durch die Luftmassengrenze am 23.12. zwischen 40 und >70 mm Niederschlag in 24 h fielen, davon teils bis um 50 mm als Schnee. Bis zum Abend des 24. taute ein Großteil des Schnees bereits wieder ab und zusammen mit dem Regen wurden allein im Raum Freiberg bis zu 80 mm Niederschlag aus dem Schnee und durch den Regen freigesetzt, in den Hochlagen teils >100 mm (quasi gefallen binnen 48 h). Die Temperatur stieg am 24. auf bis zu 10 Grad in Sachsen an - ein deutlicher Kontrast zum oft winterlichen Vortag. Die freigesetzten Wassermassen blieben zudem nicht ohne Folgen. Es gab vielerorts Überschwemmungen und Hochwasser, wobei Meldestufen zwischen 3 und 4 erreicht wurden (Zwickauer Mulde, Freiberger Mulde, Vereinigte Mulde, Zschopau, Lungwitzbach, Würschnitz, Chemnitz). Durch die Überschwemmungen waren zahlreiche Feuerwehren am 24. und am Weihnachtsabend im Einsatz. Die Lage normalisierte sich erste im Laufe der nächsten Tage langsam. Auch anderswo in Deutschland gab es durch die heftigen Niederschläge heftige Hochwasser, u.a. in Franken, wo viele Flüsse Warnstufe 3 (u.a. die Itz, der Main und die Rodach) sowie teils Stufe 4 (die Röden und die Steinach) überschritten. Auch hier waren zahlreiche Orte betroffen und Feuerwehren teils im Dauereinsatz. Schlimm erwischte es auch Niedersachsen, wo teilweise Rekordwasserstände gemessen wurden, nachdem dort und im benachbarten NRW bis zum 26.12. durch die Tiefs Zoltan und Abdul binnen 7 Tagen verbreitet 80-110 mm, teils auch 150-230 mm Niederschlag gefallen waren.
Insgesamt sind auch am Erzgebirge vom 20. bis 25.12. binnen 5 Tagen teils >130 mm Niederschlag zusammen gekommen, ein Großteil davon fiel vielerorts zeitweise als Schnee. Beachtlich war diesmal die nach den Starkschneefällen rasch einsetzende Milderung und der Übergang zu starkem Tauwetter, wodurch sich sofort eine Hochwasserlage anschloss. Allein in den Landkreisen Mittelsachsen und dem Erzgebirgskreis forderte die Wetterlage am 21.-25.12. weit über 500 Feuerwehreinsätze.
Nachfolgend das Video zum Unwetterverlauf in der Region Freiberg (später auch mit Blick nach Franken), beginnend vom 21.12.:
Video zum Sturm, Dauerregen, Gewitter, Starkschneefall, Schneebruch und Hochwasser (externer Link: https://www.youtube.com/watch?v=gi2dw73wY5s)
© Michel Oelschlägel |
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