08.-13.01.2019 - Anhaltend starker Schneefall (bis 10.01.) mit schwerem Schneebruch (bis 13.01) durch Tief Benjamin
Eine sich Anfang Januar einstellende Nordwestlage führte bereits in der ersten Januarwoche zu erheblichen Neuschneemengen im Alpenraum. Teils fielen 1-2 m Neuschnee in 1-2 Tagen mit Gesamtschneemengen um 2-3 m in den höchsten Lagen! Die übrigen Mittelgebirge konnten aber kaum von Neuschnee profitieren. Im Erzgebirge lag nur auf dem ca. 1200 m hohen Fichtelberg mit ca. 80 cm eine größere Schneedecke, in den übrigen Kammlagen waren es meist nur 20-30 cm. Unter 750 m lag kein Schnee. Das änderte sich mit Tief Benjamin im Laufe des 08. Januars. Am Tag zog die Warmfront des Tiefs über Deutschland hinweg, mit Regen bis in die Hochlagen der Mittelgebirge. Zudem gab es stürmische Böen, teils Sturmböen. Am Abend zog dann die Kaltfront herein. Bereits im Vorfeld gab es erste Schneeflocken im Regen. Gegen 21:30 Uhr gab es ein Wintergewitter in Freiberg, mit welchen heftiger Nassschneefall einsetzte, der auch nachfolgend anhielt. Rasch bildeten sich die ersten Zentimeter Nassschnee.
Einsetzender Starkschneefall, teils mit Gewitter, am Abend des 08. Januars...
Rasch bildet sich eine Nassschneedecke...
Der anschließend mäßige, teils starke Schneefall hielt auch über die Nacht hinweg weiter an und die Temperaturen gingen noch geringfügig zurück. Bis zum Morgen fielen binnen 12 h bereits 16-18 cm Neuschnee in Freiberg-Friedeburg (ca. 420 m hoch gelegen). Doch es ging unverändert weiter, und durch den anhaltenden und auch oft starken Schneefall waren es am späten Vormittag schon 20-25 cm Schnee! Der Verkehr brach mittlerweile vielerorts zusammen, auf offenen Flächen führte der starke Wind zu Verwehungen. Durch den immer noch recht nassen Schnee stieg nun auch die Schneebruchgefahr an, insbesondere an windgeschützteren Stellen und in Tallagen.
Später Vormittag am 09. Januar in Freiberg: Starker Schneefall mit bereits mehr als 20 cm Neuschnee!
Der starke Schneefall hält weiterhin an...
Im offenen Gelände führt der recht starke Wind zu erheblichen Verwehungen...
Durch den weiterhin meist starken, intensiven Schneefall eskalierte nun bald die Schneebruchsituation und immer mehr Bäume brachen unter der Schneelast zusammen. Von nun an heulten immer wieder die Sirenen und Feuerwehren waren im Einsatz. Dadurch wurde das ohnehin vorhandene Verkehrschaos noch problematischer. Erste Waldgebiete wurden gesperrt, auch die öffentlichen Grünanlagen von Freiberg sollten nicht mehr betreten werden. Für den Folgetag kündigten viele Schulen an, wegen des Wetters geschlossen zu bleiben.
Auch am Nachmittag gibt es weiter starken Schneefall...
Die Belastungsgrenze vieler Bäume ist inzwischen erreicht und Schneebruch wird zum immer größeren Problem...
Hier bricht gerade eine große Fichtenspitze ab - im Video unten ist das noch deutlicher zu sehen...
Schneebruch am Fichtenbestand - doch es ist erst der Anfang...
Der Schneefall hielt - ab dem späteren Nachmittag in meist mäßiger Intensität - auch weiterhin an. Bis zum Abend fielen in 24 h in Freiberg Friedeburg (ca. 420 m) 33-36 cm, in Neufriedeburg (noch etwas höher, ca. 440 m) 34-39 cm und in den tiefen Lagen von Freiberg (bis unter 400 m) etwa 27-33 cm recht nasser Schnee.
Am Abend in Freiberg mit - je nach genauer Höhenlage in Freiberg (380-440 m) - 27 bis 39 cm Neuschnee in 24 h!
Alles ist dick verschneit, der Schnee durch einen recht hohen Wassergehalt entsprechend schwer...
Auch in der Nacht schneite es immer wieder, wenngleich mit oft eher geringerer Intensität. Bis zum Morgen steigerte sich die nun 36-stündige Neuschneehöhe auf 38-42 cm in Friedeburg und bis zu 44 cm in Neufriedeburg. Auch in den tieferen Lagen der Stadt waren es nun über 30 cm! Die kritische Verkehrssituation blieb auch am 10. noch erhalten. Zahlreiche Straßen waren wegen liegengebliebener LKW und insbesondere aufgrund von Schneebruch gesperrt. Bis zum späten Vormittag schneite es noch weiter, bevor nach 38 h das Hauptereignis durch war. Die Bilanz: bis zu 46 cm Schnee in Neufriedeburg, bis 44 cm in Friedeburg und über 33 cm im unteren Stadtgebiet von Freiberg. In den höheren Lagen und Hochlagen des Erzgebirges fielen sogar 50-70 cm, teils über 70 cm Neuschnee. Gebunden waren in der Schneedecke vielerorts zwischen 30 und 70 mm Niederschlag! Der Schneebruch blieb nun das Hauptproblem und viele Straßen waren nicht befahrbar, die Feuerwehren im Dauereinsatz.
Am Morgen des 10. Januars in Freiberg nach weiterem Neuschnee in der Nacht...
In Freiberg Friedeburg und Neufriedeburg (410-440 m) liegen nun - nach 36 h - etwa 38-44 cm Neuschnee...
Der Schneebruch hat beachtliche Ausmaße angenommen, gerade an windgeschützteren Stellen und in vielen Tälern...
Viele Äste und Bäume blockieren Wege, in den Wäldern ist es gefährlich...
Bis zum Vormittag schneit es noch zeitweise kräftig...
Immer wieder brechen einige Bäume oder Baumspitzen ab...
Gefährlich und zugleich wunderschön...
Hier sieht man deutlich, mit welchen Lasten es die Bäume zu tun haben...
Der dicke und nasse Schnee biegt die Bäume bis zum Boden, viele brechen dabei...
So sieht es in so manchem Bestand aus...
Blick auf eine wunderschöne Winterlandschaft...
Astbrüche in Folge der Schneelast in Freiberg...
Hier sind große Äste und ganze Bäume gebrochen...
Nachfolgend das Video zum Ereignis, welches die Geschehnisse vom 08. bis 10.01. im Raum Freiberg zusammenfasst:
Video zum Starkschneefall mit Aufnahmen aus dem Zeitraum 08.-10.01.2019 in Freiberg (externer Link: https://www.youtube.com/watch?v=yNip_aZW9rs)
Ab dem 11. deutete sich mit einem neuen Tiefausläufer von Tief Donald eine langsame Milderung an. Dabei gab es am Tag nochmal etwas Schneefall, der aber kaum zu Neuschneemengen führte. Danach setzte gefrierender Sprühregen und Wind ein, was die Schneebruchsituation vor ihrer Entschärfung erst nochmal lokal verschlimmerte und einige weitere Bäume zu Fall brachte. Die Temperaturen stiegen danach langsam in den Plusbereich und der Schnee rutschte in den Lagen des Erzgebirgsvorlandes langsam von den Bäumen.
Am 11. Januar vor der einsetzenden Milderung durch neue Tiefausläufer...
Anfangs schneit es noch etwas...
Später gibt es gefrierenden Sprühregen und Wind, wodurch sich die Schneebruchsituation nochmal verschärft, bevor sie durch zunehmende Plusgrade immer mehr abnimmt...
Problematisch aber war die Situation in den höheren Lagen des Erzgebirges, da sich hier erstmal noch keine Plusgrade durchsetzten. Im Gegenteil, durch das Folgetief Eugen fiel am 12. des Monats zeitweise Regen bei Temperaturen um oder knapp unter 0 Grad, der später auch wieder in Schnee überging. Dazu gab es Wind sowie Nebel. All das verschärfte hier lange Zeit den Schneebruch! Alle Waldgebiete im Erzgebirge waren nun gesperrt und auch Wintersport nicht mehr möglich. Auch die berühmte Kammloipe musste wegen erheblichem Schneebruch gesperrt werden. Es bestand in den Wäldern akute Lebensgefahr. Die Feuerwehren waren nun bis zum 13. des Monats im Dauereinsatz und zahlreiche Straßen mussten über Tage hinweg aufgegeben werden. Einige Orte im Erzgebirge waren kaum noch erreichbar (Grumbach, Jöhstadt, Hermsdorf,...), andere sogar komplett von der Außenwelt abgeschnitten, wie Kühnhaide, Wildhäuser oder Rübenau. Feuerwehren versuchten hier notdürftig, Rettungswege freizuhalten. Entspannung brachte erst das Tief Florenz am Folgetag mit Regen und endlich bis in die Hochlagen steigenden Temperaturen. Dadurch entschärfte sich nun auch hier die gefährliche Schneebruchsituation.
In den Hochlagen des Osterzgebirges...
Hier ist in diesen Tagen die Schneebruchsituation sehr dramatisch...
Kaum eine Straße ist noch gefahrlos befahrbar, zahlreiche Straßen sind gesperrt...
Gefährlich biegen sich die Bäume über die Straße und können jederzeit brechen...
Hier liegen einige große Fichtenspitzen und Fichten...
Ein häufiges Bild dieser Tage - manche Orte sind sogar zeitweise gar nicht mehr erreichbar...
Am 12. und insbesondere am 13. setzte vor allem in den unteren Lagen - wie auch in Freiberg - starkes Tauwetter ein. Wind und Regen bei Temperaturen um 4-5°C führten zum Abtauen der Schneedecke oder zu erheblichem Substanzverlust. In Freiberg konnten sich bis zum Abend des 13. nur noch um 15 cm Nassschnee im Raum Friedeburg halten. Weiterhin erreichten in Folge der erheblichen Abflussmengen durch Schneeschmelze und Regen mehrere Flüsse Hochwasserwarnstufe 1 (Würschnitz, Chemnitz, Freiberger Mulde, Bobritzsch...). Nach dem Niedrigwasser im letzten Jahr eine eigentlich erfreuliche Entwicklung. Allerdings standen dadurch auch einige Keller unter Wasser, beispielsweise im Bereich des Lungwitzbaches in Oberlungwitz. Mancherorts waren an diesem Tag noch Feuerwehren zum Abschaufeln von Dächern gefragt, da die Schneemengen auf den Dächern in Folge des Regens erheblich an Gewicht zunahmen. In der Nacht zum 14. Januars setzte sich - nach einer gewittrigen Kaltfrontpassage mit 80-90er Spitzenböen am späteren Abend des 13. Januars - langsam wieder kalte Luft durch. In den Kammlagen, insbesondere um Zinnwald, gab es am Morgen des 14. zudem länger anhaltend schwere Sturmböen, sonst vielerorts zeitweise Sturmböen in Sachsen. In den Hochlagen führte dies zu Verwehungen. Durch die kältere Luft gab es im Tagesverlauf weiterhin einige kräftige Schneeschauer, die lokal mit Blitz und Donner einhergingen. Übrig blieben zuvor von den Schneemengen der Vortage bis zum Morgen des 14. übrigens lediglich um 10 cm Schnee in Freiberg (Friedeburg), zu welchem durch die besagten Schauer/Gewitter noch bis zum Abend 2-3 cm Neuschnee dazu kamen, die jedoch stark verweht wurden. So schnell wie der Schnee kam, war er größtenteils auch wieder verschwunden. Die Schneeschauer und Gewitter am 14. führten jedoch wieder zu erheblichen Verkehrsbehinderungen, da mit ihnen und der Temperaturabnahme in den Frostbereich das vielfach noch vorhandene Tauwasser auf den Straßen zu einer Eisschicht gefror.
Nach anhaltendem Tauwetter in den unteren Lagen: aufziehendes kurzes Gewitter mit Starkregen und Sturm, teils schwerem Sturm am Abend des 13. Januars...
Am 14. Januar ist es wieder kälter und es gibt kräftige Schneeschauer und teils kurze Wintergewitter mit erheblicher Glättebildung...
Vielleicht noch ein paar Worte zur Einordnung des Schneefallereignisses durch Tief Benjamin. Insgesamt sind in Freiberg in 24 h Neuschneemengen von 33-36 cm auf knapp über 400 m gefallen. Da ich seit dem Winter 2005/2006 Neuschneemengen in Freiberg aufzeichne, stellt diese Neuschneemenge bezogen auf die Fallzeit die höchste der gesamten Messreihe und damit seit mind. 13 Jahren dar! Auch die Schneebruchsituation war beachtlich und es war eine der größten Schneebruchlagen im Erzgebirge in diesem Zeitraum, wenngleich der schlimme Schneebruch durch den Nassschnee am 29./30.11.2012 knapp ungeschlagen blieb. Folglich waren auch die Feuerwehr-Einsatzzahlen mit weit über 1000 Einsätzen im Erzgebirge und Vorland beachtlich. Im Übrigen verschärfte Tief Benjamin auch die Schneesituation in den Alpen, denn auch hier fielen nochmal 50-100 cm Neuschnee, teils auch deutlich über 1 m!
Hier geht es noch zu einem genaueren Überblick über die verursachten Schneebruchschäden in Teilen des Erzgebirges und Vorlandes!
© Michel Oelschlägel