Sturmtief Axel - massive Neuschneemengen und Verwehungen in den Mittelgebirgen
Der Wintersturm Axel brachte nach einer langen und vor allem hochdrucklastigen "Durststrecke" im Dezember 2016 endlich den Winter in die Mittelgebirge. Bereits am 02.01.2017 zog eine Kaltfront von Norden nach Süden über Deutschland hinweg. An dieser fielen in Sachsen 1-4 cm, teils in den Hochlagen auch 5-10 cm Neuschnee (vereinzelt mehr). Spannender wurde es jedoch am 03.01.2017.
Tief Axel zog von Island aus über Südskandinavien Richtung Baltikum und Polen weiter. Dadurch geriet Sachsen ab den späten Nachmittagsstunden zunehmend in die Warmfront des Tiefs. Kräftiger Schneefall setzte ein, zudem legte der Wind spürbar zu. Ab dem Abend erreichten die Spitzenböen 60-70, teils sogar 80 km/h im Tiefland und Erzgebirgsvorland, in den Hochlagen wurden schwere Sturmböen und vereinzelt orkanartige Böen, auf dem Fichtelberg später sogar Orkanböen >125 km/h gemessen. Insbesondere ab 400 m tobte an diesem Abend und in der Nacht ein heftiger Schneesturm durch das Erzgebirge. Binnen 6-7 h fielen 10-15 cm Neuschnee im Erzgebirge und im Vorland, welcher durch den Wind teilweise 40-50 cm hoch verweht wurde.
Sturmtief Axel bringt Schnee und Sturm in die Mittelgebirge - ab dem Abend des 03.01.2017 tobt oberhalb von 400 m im Erzgebirge ein Schneesturm...
Nachfolgend Aufnahmen aus Freiberg (420 m)...
Selbst im Siedlungsgebiet gibt es erhebliche Verwehungen...
30-50 cm hohe Verwehungen im Ort!
Teilweise ist die Sicht gleich Null...
Mit dem Sturm stiegen auch die Temperaturen langsam an, wobei es oberhalb von 400 m jedoch meist noch frostig blieb. Ausgangs der 2. Nachthälfte zum 04.01. zogen konvektiv-durchsetzte Niederschläge nach Sachsen hinein, welche oberhalb von 400 m nochmals mehrere Zentimeter Neuschnee mit sich brachten. Binnen 16 h fielen so in Freiberg etwa 17-18 cm Neuschnee, im Erzgebirge teils >20 cm. Weiterhin hielt der starke Wind an - was nicht ohne Folgen blieb. Mittlerweile waren zahlreiche Straßen im Erzgebirge und im Vorland nicht mehr befahrbar und zugeweht, darunter auch wichtige Bundesstraßen wie die B173 zwischen Freiberg und Dresden. Zudem blockierten vielerorts querstehende LKWs den Verkehr.
Auch in der Nacht hält der Schneesturm weiter an...
...und die Schneedecke wächst und wächst.
Bis zum Morgen des 04.01. sind bereits deutlich über 15 cm Neuschnee gefallen (Gesamtschneehöhe über 20 cm)
Unterhalb von 600 m stieg ab dem Vormittag die Temperatur über die Frostgrenze. In Freiberg wurden dabei zeitweise bis zu 1,8°C gemessen. Die Taupunkte blieben allerdings negativ, sodass sich das Tauwetter sehr in Grenzen hielt. Lediglich der Schnee sackte etwas zusammen. Doch Nachschub gab es bereits in den Mittagsstunden. Ein heftiges Wintergewitter zog gegen 12:45 Uhr über Freiberg hinweg, welches mit stürmischen Böen und extrem heftigem Schneefall sowie einigen lauten Donnerschlägen einherging. Insgesamt brachte das Gewitter über Mittelsachsen fast 100 Blitze in 1h, eine bemerkenswerte Aktivität für Januar. Auch am Nachmittag gab es immer wieder kräftige Schneeschauer bei weiterhin stürmischem Wind, sodass es nach wie vor zu Verwehungen - insbesondere in den Hochlagen - kam.
Aufziehendes Wintergewitter gegen 12:45 Uhr...
Ein heftiger Schneesturm geht los - ab und zu donnert es...
Auch am Nachmittag gibt es immer wieder kräftige Schneeschauer - und bei kräftigem Wind weiterhin Verwehungen...
Diese Straße zwischen Freiberg und Kleinwaltersdorf musste mit schwerem Gerät wieder befahrbar gemacht werden...
Gegen Abend zog dann eine gewittrige Schauerlinie von Norden über Sachsen hinweg. Auch bei Freiberg gab es 2 sichtbare Entladungen - und damit das 2. Gewitter des Tages - bevor ein heftiger Schneesturm losbrach. Mit dieser Linie floß wieder kühlere Luft ein und die Temperaturen fielen nun bis in tiefe Lage unter die Frostgrenze. Anschließend ließ auch der Wind langsam nach.
Aufziehende Gewitterlinie am Abend...
Ein Schneesturm mit 2 Blitzen zieht über Freiberg hinweg...
Gegen Mitternacht - Aufnahmen von neuen Verwehungen in Freiberg
Mittlerweile lässt der Wind allerdings nach...
In der 2. Nachthälfte zum 05.01. zogen erneut kräftige Schauerstaffeln und einzelne Gewitter über Sachsen hinweg, welche nochmals erhebliche Neuschneemengen mit sich brachten. Allein in Freiberg fielen binnen weniger Stunden nochmals 10-15 cm feiner Pulverschnee, wodurch sich - trotz "Sackens" des Schnees am Vortag durch leichte Plusgrade - bis zum Morgen eine Schneehöhe von ca. 28-30 cm ausbilden konnte. Die angesprochenen Starkschneefälle führten auch an diesem Tag wieder zu immensen Verkehrsbehinderungen in Mittelsachsen. Auch am Vormittag hielten diese Schneeschauer noch an, wodurch letztlich im Mittel 31-33 cm Schnee in Freiberg gemessen werden konnten. Insgesamt sind damit binnen 48 h etwa 30 cm Neuschnee in Freiberg gefallen.
Am nächsten Morgen - viel Neuschnee und weiterhin immer wieder kräftige Schneefälle...
Insgesamt fallen in Freiberg (420 m) bis zum Nachmittag etwa 30 cm Neuschnee binnen 48 h - die Gesamtschneehöhe liegt bei ca. 31-33 cm!
Winterliches Freiberg...
An den wenigen windgeschützten Stellen kann man die Neuschneedecke in ihrer vollen Pracht bewundern...
Insgesamt brachte Tief Axel zwischen 300 und 500 m im Erzgebirgsvorland verbreitet Neuschneemengen von 20-30 cm, teils auch mehr. In den Hochlagen wurden 30-50 cm Neuschnee erreicht. Mit dem Abziehend des Tiefs nach Osten geriet die rückseitig eingeflossene kalte Luft (850er Temperaturen von -18°C in Sachsen) unter Hochdruckeinfluss, wodurch in Deutschland Tiefstwerte von teils deutlich unter -20°C erreicht wurden. Auch in Sachsen wurde es sehr kalt und in der Nacht auf den 06.01. wurden teils unter -17°C gemessen. Nach Tageshöchstwerten von lediglich -6 bis -10°C am 06.01. wurde es in der Nacht zum 07.01. noch kälter. Diesmal wurde vielfach die -20°C-Marke auch in Sachsen geknackt - in Marienberg Kühnhaide im Erzgebirge sogar unter -31°C gemessen!
Tief Axel führte darüber hinaus noch zur schwersten Ostseesturmflut seit 10-15 Jahren, wobei teils erhebliche Schäden an den Küsten entstanden sind. Das Wasser stand teils bis zu 180 cm höher als sonst. Besonders betroffen waren die Insel Usedom und Rügen sowie die Städte Flensburg und Lübeck.
Nachfolgend ein zusammenfassendes Video zum Ereignis, aufgenommen aus Freiberg:
(externer Link: https://www.youtube.com/watch?v=BWEO0Q3tSzg)
In den Folgetagen "setzte" sich die Schneedecke langsam um einige Zentimeter - und das trotz geringfügigem Neuschnee (ca. 3 cm) am 8.1.2017. Zugleich taute der Schnee auf Wiesen und Wegen vom Boden her noch etwas ab - wohl weil der Boden noch nicht tief durchgefroren war. Letztlich reduzierte sich die Schneeedecke bis zum 10.01. auf etwa 25-28 cm auf windgeschützten Gegenständen und 21-26 cm auf dem Boden. Nachfolgend noch einige Bilder vom 08.01.2017 aus Freiberg:
Am 11.01. setzte dann erneut Sturm und Schneefall ein. Es folgten schwere Schneeverwehungen und massive Neuschneemengen. Einen entsprechenden Bericht dazu gibt es hier: Wintersturm Caius und Dieter mit Randtief Egon (Orkantief) - Sturmschäden, heftige Verwehungen und viel Neuschnee
© Michel Oelschlägel