15.6.2009 klassische Superzelle
Neben mehreren Schauern, welche langsam von Südwesten nach Sachsen herein zogen, bildete sich gegen 14 Uhr bei Meerane an der thüringisch-sächsischen Grenze eine Gewitterzelle. Über dem Gebiet Meerane gab es daraufhin ein Splitting der Gewitterzelle, eine Zelle zog direkt über das Stadtgebiet fast nach Norden heraus und schwächte sich später rasch ab, die andere Zelle zog rechts nach Osten heraus (alle anderen Zellen zogen nach Nordosten). Der Rightmover, also die rechts ausscherende Zelle, blieb dabei aktiv und erreichte bis Chemnitz zeitweise > 55 dBZ. Zudem zeigte sich im hochauflösenden Radar immer wieder ein hakenförmiges Echo (Hook-Echo). Auch wenn die Zelle insgesamt in ihrer Intensität stark schwankte, entschied ich mich dazu, in Anlehung an das auffällige Stormsplitting und wegen des auffälligen Echos, der Zelle entgegen zu fahren. Bei Oederan positionierte ich mich, um die Zelle abzufangen.
Meine Vorahnung sollte sich bestätigen, denn eine Superzelle zog auf meinen Standort zu. Interessanterweise war die Superzelle nicht sehr blitzaktiv, nur vereinzelt gab es einen Wolkenblitz, alle 5-10 Minuten etwa. Gerade bei stark rotierenden System scheint die Blitzrate aber oft niedrig zu liegen. Ähnliches konnte auch bei den Superzelle beobachtet werden, welche den sehr starken F4-Tornado bei Hautmond am 3.8.08 (Frankreich) produzierte und auch in den USA scheinen manchmal die Produzenten der schweren Tornados nicht sehr blitzreich zu sein. Vielleicht wird durch die starke Rotation die Ladungstrennung in der Wolke erschwert, aber das ist nur eine Vermutung.
aufziehende Superzelle
Blick auf die Mesozyklone, rechts der Niederschlag
Die Zelle formierte sich immer weiter, das Hook war auf dem Radar weiterhin sehr gut zu erkennen. Anschließend bildete sich eine schlauchähnliche Absenkung, welche schräg über den Boden reichte und sehr stark rotierte. Glücklicherweise löste diese sich rasch wieder auf. Das Tornadopotenzial dieser stark rotierende Zelle war demnach nicht zu verachten.
sich bildender Wolkenrüssel
Von Oederan führ ich Richtung Eppendorf und kam in den Abwind des Systems. Es gab heftigen Platzregen, der rasch zu kleineren Überschwemmungen führte. Auch Richtung Brand-Erbisdorf kam ich in Linda und dem Brand-Erbisdorfer Ortsteil St. Michaelis in heftigen Platzregen. Anschließend schwächte sich die Zelle rasch ab, da sie von nachrückenden Zellen aus dem Erzgebirge heraus, welche nach Nordosten zogen, eingefangen wurde.
Platzregen
Später erfuhr ich von einigen Straßensperrungen in Folge des Starkregens der Zelle. In Chemnitz soll es auch kleinen Hagel bis 1,5 cm gegeben haben, ebenso Richtung Amtsberg, wo durch die Superzelle das Freibad im OT Dittersdorf mit Schlamm geflutet wurde. Das war aber der wohl einzige Großschaden. Zu einem Tornado kam es wohl zum Glück nicht, aber mind. ein Funnel wurde beobachtet.
© Michel Oelschlägel
Datum: 21. November 2024