Heftige Nachtgewitter in den Nächten vom 09.-10.08. und 10.-11.08.2017 

 

Entlang einer ausgeprägten Luftmassengrenze über Mitteleuropa wurde heiße Luft über Osteuropa von kühlerer Luft in Westeuropa getrennt. Die Luftmassengrenze mit Mischluft lag über weiten Teilen Deutschlands. Durch Tief Hartmut mit seinen Bodendruckkernen wurde teilweise auch energiereichere Luft aus Polen und Tschechien wieder zurück nach Ostdeutschland transportiert. Vom 09. zum 10. August war dies durch eine Bodentiefentwicklung über Tschechien der Fall, wobei der Tiefkern in der Nacht Richtung Polen weiterzog.

 

Durch die Bodentiefentwicklung wurde - wie angesprochen - energiereiche Luft am Abend auch zurück nach Sachsen advehiert. Über Tschechien lag bereits den ganzen Tag über schon eine gewitterträchtige Luftmasse. Am Abend löste es dann durch das besagte Tief erste Gewitter in Tschechien und Bayern aus, welche Richtung Sachsen zogen. Durch bodennahe Winddrehung auf Nord wurde die Luftmasse am Erzgebirge zusätzlich gehoben. Obwohl der Energiegehalt der Luftmasse nicht sonderlich hoch war, schaffte es die Dynamik der Lage doch recht starke Gewitter hervorzubringen.

 

Gegen 23 Uhr gab es folglich Gewitter in Tschechien und eine kräftige Zelle entwickelte sich südlich von Annaberg am Erzgebirgskamm. Dieses Gewitter zog unter Verstärkung Richtung Freiberg weiter. Im Verlauf entwickelten sich immer mehr kräftige Zellen und es entstand ein ausgeprägtes MCS, welches vor allem in Süd- und Ostsachsen sowie in Teilen Tschechiens heftige Gewitter mit massivem Starkregen und hohen Blitzraten mit sich brachte.

 

Ich habe den Aufzug der "Annaberger Zelle" kurz vor Mitternacht bei Oederan beobachtet. Das System hatte bereits deutlich an Fläche zugelegt. Die Blitzrate lag meist bei 10-20 Blitzen pro Minute, wobei es auch heftige Erdentladungen hab. Vor allem der nördliche Bereich entwickelte sich gut und traf gegen 00:15 Uhr Oederan bei Freiberg. Dort ging ein heftiger Wolkenbruch nieder, welcher auch Überflutungen verursachte. Eine Unterführung im Ort stand gut 30 cm unter Wasser - ein Durchkommen war hier nicht mehr möglich. Diese Zelle schwächte sich später etwas ab und wurde Teil des oben bereits angesprochen großen MCS.

 

Beeindruckender Gewitteraufzug bei Oederan nahe Freiberg gegen Mitternacht...

 

 

 

 

 

 

 

Von Oberreichenbach Richtung Oederan...

 

Eine von sehr starken Erdentladungen über Görbersdorf nahe Oederan...

 

Nach einem kurzen Überbelichten der Kamera ist hier der extrem helle Blitzkanal zu erkennen - letztlich folgt noch ein...

 

... deutliches "Nachglühen"...

 

Ferner Blitzeinschlag über Augustusburg...

 

Kurz darauf setzt bei Görbersdorf und Oederan ein heftiger Wolkenbruch ein...

 

Heftiger Starkregen in Oederan...

 

In Oederan gibt es zeitweise teils erhebliche Überflutungen von Straßen und einer Eisenbahn-Unterführung...

 

Wolkenblitzentladungen später aus dem abziehenden System - hier nahe Frauenstein...

 

 

Das MCS zog in der Nacht und am Vormittag des Folgetages noch bis weit nach Polen hinein weiter. In Sachsen verursachten die Gewitter einige Schäden durch Starkregen (Überflutungen, Hochwasser an kleineren Bächen) sowie durch Blitzschläge. Mindestens 2 Hausbrände gab es dadurch im Erzgebirge. Insgesamt sind teils mehr als 50 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde gefallen! Hagel war allerdings kein Problem und trat - wenn überhaupt - nur lokal mit sehr kleinen Körnern auf.

 

Am Folgetag war es neblig und trüb, bevor durch ein weiteres Bodendruckfeld über Tschechen erneut Gewitter am Abend in Teilen Sachsens ausgelöst wurden. Diese traten nicht mehr so verbreitet in hoher Intensität auf wie am Vortag, aber auch diesmal ging es lokal heftiger zur Sache. Es bildete sich am Abend von Thüringen heraus ein MCS, welches diesmal Richung Norden zog und vor allem Thüringen und Westsachsen beeinflusste. Mittel- und Ostsachsen wurde folglich weitgehend verschont. Gegen 23 Uhr griffen die Gewitter dann noch etwas Richtung Mittelsachsen aus. Zwischen Chemnitz und Annaberg am Südostende des Gewittersystems bildeten sich neue Zellen. Diese entwickelten sich kräftig und zogen als kleine Linie von Zschopau Richtung Mittweida. Ich konnte das Gewittersystem bei Mittweida gegen Mitternacht abfangen. Die Blitzrate schwankte zwischen 5-10 Blitzen pro Minute, lag zeitweise aber auch bei 15 und mehr Entladungen binnen 60 Sekunden. Kurz vor Mittweida setzte heftiger Starkregen ein, der auch einige Minuten lang anhielt. Lokale Überschwemmungen waren die Folge...

 

Aufziehendes Gewitter bei Mittweida...

 

 

Kräftige Blitzeinschläge kurz vor Mittweida...

 

In der Stadt gibt es heftigen Starkregen...

 

... mit folglich reichlich Wasser auf den Straßen.

 

Teils führt der heftige Starkregen zu lokalen Überschwemmungen...

 

Blitze aus dem abziehenden System...

 

 

Kraftvolle Wolkenblitze erhellen die Gewitterwolken...

 

 

 

 

Bäche wo eigentlich keine sind - hier überschwemmt das Wasser sogar zeitweise die angrenzende Straße...

 

Ausspülungen durch den heftigen Starkregen...

 

Rückseitig konnte man dann die abziehende Linie aus starken Zellen noch bis Döbeln beobachten. Dabei baute das System an seiner Ostflanke immer wieder an, bevor es sich nördlich von Döbeln langsam abschwächte. Die kleine, heftige Gewitterlinie am Südostende des MCS verursachte lokal Überflutungen, Ausspülungen und vollgelaufene Keller nach 20-40 Litern pro Quadratmeter binnen 20-60 min. Teils lagen die Niederschlagsmengen auch bei 40-50 mm. Einsätze der Feuerwehren gab es in Chemnitz, im Bereich Flöha sowie um Mittweida und Grimma. Besonders erwischte es aber die Region um Rochlitz und Penig, wobei mehrere Keller und Straßen überschwemmt wurden. In Elsdorf wurde eine Straße sogar schwer beschädigt und unterspült. Feuerwehren waren in der Region teils stundenlang im Einsatz. 

 

Im Laufe der 2. Nachhälfte zogen die Schauer und Gewitter nach Norden ab. Richtung Tschechien traten in der Nacht vor allem im Osten das Landes noch heftige Unwetter auf. Diese erreichten Deutschland aber nicht mehr und zogen über Polen ab. Der 11. August selber ging erneut mit gewittrigen Regenfällen einher. In Polen in der Nähe zur wärmeren Luftmasse traten auch schwere Unwetter mit extremen Orkanböen auf. Ganze Waldgebiete wurden hier verwüstet...

 

© Michel Oelschlägel

 

Datum: 21. November 2024

                  

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