Massives MCS am 02.07.2012

 

Nach den Unwettern vom 30.06.12/01.07.2012 und der damit verbundenen Verdrängung der energiereichen Luftmasse nach Tschechien und Polen wurde selbige heute durch ein kleines, intensives Bodentief wieder nach Sachsen abvehiert. Nachdem es am Tag in Sachsen bei 18-25°C eher mäßig warm war und kaum die Sonne zum Vorschein kam, wurde ab den Abendstunden zunehmend schwüle Luft aus Tschechien nach Sachsen gedrückt, was mit der erwähnten Bodentiefbildung über Tschechien in Verbindung stand. Rückseitig des Tiefs kam es ab 18 Uhr über Bayern zu massiver Zellauslöse. Die Gewitter verclusterten auf ihrem Weg Richtung Nordwesten und bildeten ein zunehmend massives MCS. Dieses erreichte gegen 19:30 Uhr Südwestsachsen, wobei dort die Gewitter weniger intensiv ausfielen. Vor allem über Tschechien verstärkte sich der Gewittercluster aufgrund der dort lagernden und zum Teil weiter nordwärts advehierten energiereichen Warmluft. Ab 20:30 Uhr griff dieser intensive Gewitterbereich auch auf das mittlere Erzgebirge in Sachsen über und verlagerte sich unter Verstärkung nordostwärts. Vor allem Südostsachsen "profitierte" von der angesprochenen Warmluftadvektion, sodass die Gewitter hier ideale Bedingungen vorfanden.

 

Aufgrund der angesprochenen Entwicklung fuhr ich von meinem Standort in Freiberg nach Dippoldiswalde, um dort die Gewitter abzufangen. Richtung Osterzgebirge wurde es ab 20:30 Uhr zunehmend dunkler und immer wieder waren kräftige Blitzentladungen erkennbar. Auch vorgelagert waren neue Zellen zwischen Freiberg und Dippoldiswalde und Richtung Pirna- Bautzen erkennbar.

 

aufziehende Gewitter aus dem mittleren Erzgebirge

 

In Dippoldiswalde kam ich erstmals in Starkregen ausgehend von dem heranziehenden Gewittern. Ich stationierte mich anschließend Richtung Reinholdshain und konnte im Süden die zunehmend stärker blitzende Niederschlagswand des MCS erkennen. Die Blitzrate lag um 10-15 Blitzen pro Minute. Kurz darauf setzte Starkregen ein, ich fuhr nun weiter Richtung Niederfrauendorf. Dort steigerte sich der Starkregen in wolkenbruchartigen Niederschlag, zudem gab es nun auch heftige Naheinschläge. Weiter ging es Richtung Luchau. Auf dem Weg dorthin und im Ort weiterhin Niederschlag vom Typ "Wolkenbruch" und zudem nun auch Sturmböen, sodass man zeitweilig kaum weiterfahren konnte. Beim Verlassen des Ortes in Richtung Glashütte gab es noch einen weiteren, extremen Naheinschlag.

 

Niederschlagscore südlich von Dippoldiswalde

 

Blitze versteckt im Niederschlag

 

heftiger Starkregen in Niederfrauendorf

 

Auch die Blitze sind nun z.T. recht nah - hier ein positiver Erdblitze...

 

... mit typischem Nachglühen

 

Richtung Luchau - es ist stockfinster und schüttet

 

nun legt auch der Wind immer weiter zu

 

kurz vor Luchau

 

Situation im Ort Luchau

 

weiterhin wolkenbruchartiger Starkregen

 

auch Blitze gibt es permanent

 

Ortsausgang Luchau - extremer Naheinschlag mit Überbelichtung der Kamera

 

Zwischen Luchau und Glashütte nahm der Starkregen etwas ab, dafür fielen nun einzelne Hagelkörner um 1-1,5 cm - aber eben wirklich nur sehr vereinzelt. Ab Glashütte nahm der Niederschlag wieder zu und es schüttete ein weiteres Mal heftig.

 

heftiger Starkregen in Glashütte

 

Nachfolgend fuhr ich durch das Müglitztal von Glashütte bis Pirna, während es die ganze Zeit weiterhin Starkregen gab - wenn auch weniger heftig als zuvor. Während man im Core nur etwa 10-15 Blitze/min mitbekommen hatte, flackerte es rückseitig der stärksten Niederschläge nun stärker, teils 20 Entladungen gab es pro Minute. Wesentlich imposanter muss die Blitzshow vor der Front gewesen sein, nachdem sich das Gewittersystem über der Sächsischen Schweiz und dem Osterzgebirge derartig verstärkt hat. Einige Berichte sprechen hier von >50 Entladungen pro Minute. Auf dem Weg nach Pirna gab es überall erhebliche Wasseransammlungen, in Weesenstein war die Fahrbahn gut 20 cm überflutet!

 

Blitze erhellen das Weißeritztal

 

Von Pirna fuhr ich auf der A17 wieder Richtung DD und stationierte mich bei Grumbach, um noch einige Crawler zu erwischen. Rückseitig des heftigsten Bereiches regnete es weiterhin kräftig, immer wieder gab es gewaltige Entladungen in Form weit auslaufender Wolkenblitze oder positiver Entladungen, welche mehrere Sekunden lang aufleuchteten. Gegen 23:30 Uhr ließ der rückseitige, kräftige Regen langsam nach und das MCS zog nach Nordosten ab. Immer noch gab es einzelne heftige Blitzentladungen.

 

rückseitige Entladung, aufgenommen bei Grumbach

 

nachfolgend weitere Aufnahmen von Wolkenentladungen

 

 

 

 

 

In der 2. Nachthälfte zogen nochmals kräftige Niederschläge, welche sich südwestlich vom ersten MCS gebildet hatten und vor allem in Böhmen gewittrig waren, noch über Teile Süd- und Ostsachsens hinweg. Unwetterartige Erscheinungen gab es an ihnen allerdings nicht mehr.

 

Die MCS-Passage war verbunden mit erheblichen Regenmengen. 20-40 mm sind verbreitet im Süden- und Osten Sachsens gefallen, teils auch 50-90 mm! Zum Teil fielen dabei 30 mm in 15 min! Die Folgen waren zahlreiche Feuerwehreinsätze in den betroffenen Regionen, da Keller voll liefen und Straßen überflutet wurden. Bei Zwönitz entzündete ein Blitz zudem den Dachstuhl eines Hauses. Vereinzelt gab es auch umgestürzte Bäume, allerdings nicht in dem Ausmaß wie bei dem Cluster am Wochenende. Dafür waren diesmal die Gesamtniederschlagsmengen verbreitet höher.

 

Damit hat der Juli binnen 2 Tagen 2 massive Gewittercluster unwetterartigen Aumaßes hervorgebracht. Die Luftmassengrenze bleibt in ihrer groben Struktur auch in den folgenden Tagen noch erhalten, sodass weiterhin Gewitter möglich bleiben.

 

© Michel Oelschlägel

Datum: 21. November 2024

                  

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