Heftige Gewitter am 13. und 14. Mai 2017 in weiten Teilen Deutschlands

 

Nach einigen eher regionalen Gewitterlagen Ende März und im April brachte Tief Zenno am 12. Mai schwülwarme Mittelmeerluft nach Deutschland und führte zur ersten größeren Gewitterlage in diesem Jahr. Am 12. Mai gab es dabei bereits lokale Warmlufteinschubgewitter in Sachsen und insbesondere in Thüringen und Südbrandenburg. Besonders in Thüringen, Südbrandenburg und Nordsachsen gab es lokal auch unwetterartigen Starkregen durch kräftige Gewitter. Auch im Bereich der bereits eingeflossenen wärmeren Luft im Süden und Westen Deutschlands entwickelten sich immer wieder Schauer und Gewitter.


Auch am 13.05. ging es gewittrig weiter. Die Warmfront war inzwischen weiter nach Norden vorangekommen. Fast in ganz Deutschland bildeten sich im Tagesverlauf Gewitter, die teils auch heftiger ausfielen. Lokal gab es dichten Hagelschlag mit kleineren Hageldecken und Hagelansammlungen, die Korngrößen lagen jedoch meist bei 1 cm im Durchmesser und nur sehr vereinzelt mal bei Größen um 2 cm. Bedingt durch heftigen Starkregen gab es allerdings lokal Überflutungen und Feuerwehreinsätze.


Auch am 14.05. gab es weiterhin heftige Gewitter. Ein Bodentief zog im Tagesverlauf von der Mitte Deutschlands nach Polen weiter. In dessen Umfeld war es - bedingt durch zusammengefallene nächtliche Gewitter - am Morgen noch vielfach stark bewölkt, teils fiel auch kräftiger Regen. Im Vorfeld dieser Niederschläge wurden aber am Vormittag in Sachsen am Erzgebirge heftige Gewitter ausgelöst, die lokal mit heftigem Starkregen und dichtem kleinkörnigem Hagel einhergingen. Besonders heftig erwischte es dabei Großhartmannsdorf, Großwaltersdorf und Mittelsaida südlich von Freiberg. Dort gab es Hageldecken und Überflutungen sowie in Großhartmannsdorf eine Schlammlawine, welche die Feuerwehr auf den Plan rief. Teils wurde der Hagel auch mehr als 20 cm hoch zusammengeschwemmt. Im Tagesverlauf zogen die Gewitter ostwärts und griffen auch auf Brandenburg aus. Lokal gab es Unwetter durch Starkregen mit erheblichen Überflutungen. Besonders schlimm traf es Spitzkunnersdorf in der Nähe von Zittau. Nach 40-60 mm Niederschlag in 1 h trat dort ein Dorfbach massiv über die Ufer und überflutete Straßen und Häuser. Sogar Autos wurden mitgerissen. Am Nachmittag bildeten sich unter Auflockerung in der schwülwarmen Luft bis knapp über 20°C auch im Westen und Süden Deutschlands erneut Schauer und Gewitter. Durch die langsam von Westen hereinziehende Kaltfront von Tief Alexander, dessen Kern über den Britischen Inseln lag, wurde die Konvektion sogar noch verstärkt. Kräftige Gewitter griffen daher am Abend auch noch auf Mitteldeutschland über. Lokal gab es heftige Gewitter mit kleinkörnigem Hagel und Starkregen. Lokale Überflutungen blieben nicht aus. Erst im Tagesverlauf des 15.05. wurde die schwülwarme Luft langsam nach Osten verdrängt und die erste größere Gewitterlage war beendet.

 

Doch nun zum Chasingbericht. Ich befand mich in den Tagen bei Coburg und nicht im Erzgebirge, sodass ich von den Gewittern in Sachsen nicht viel mitbekommen habe. Allerdings gab es auch um Coburg herum einige nennenswerte Gewitter an diesen Tagen. Die erste heftigere Zelle trat am 13.05. gegen 13:30 Uhr bei Bodelstadt südlich von Coburg auf. Diese entstand im Vorfeld eines sich abschwächenden Gewittersystems, welches von Westen her aufzog. Outflowbedingt entwickelten sich vor diesem System zahlreiche neue kleine Gewitterzellen. Das angesprochene Gewitter brachte heftigen Starkregen und lokal auch dichten, kleinkörnigen Hagelschlag mit sich. Teils gab es bei Bodelstadt Hagelansammlungen und angezuckerte Wiesen. Das Gewitter vereinigte sich mit einer 2. kräftigen Neubildung bei Coburg und zog anschließend ostwärts weiter. Später schwächte sich das System langsam ab. Am Nachmittag lockerte es dann wieder auf und es blieb sonnig und warm.

 

Gewitterzelle über Bodelstadt bei Coburg am frühen Nachmittag des 13.05.

 

 

Nahe Bodelstadt setzt heftiger Starkregen ein, wenige hundert Meter entfernt fällt dichter Hagel zu Boden...

 

Hagelansammlungen nach dem Gewitter bei Bodelstadt


Der Morgen der 14.05. startete mit Regen und stark bewölkt. Nur sehr zögerlich kämpfte sich die Sonne durch die feuchte Luft. Nach weiteren Schauern und lokalen Gewittern lockerte es erst gegen 15 Uhr deutlich auf. Rasch war es drückend schwül. Von Westen her zogen allerdings aus Hessen heraus neue Schauer und Gewitter auf. Diese schwächten sich gegen 16:30 Uhr allerdings ab. Der Outflow dieser Gewitter verursachte aber die Neubildung kräftiger Zellen westlich von Würzburg und Schweinfurt. Diese zogen weiter ostwärts und immer wieder bildeten sich kräftige Gewitterkerne in diesem neuen konvektiven System. Gegen 17:35 Uhr gab es 2 Hauptzentren, eines östlich von Würzburg und eines nördlich von Schweinfurt. Gegen 18 Uhr zog der nördliche Gewitterkern bei Sesslach westlich von Coburg auf, schwächte sich allerdings langsam ab. Vor Sesslach entwickelte sich aber outflowbedingt eine Neubildung direkt vor dem alten Gewitterkern, weiter nördlich war bei Bad-Rodach bereits ein kräftiger Niederschlagscore einer weiteren Neubildung zu erkennen. Beide Neubildungen vereinigten sich langsam, was mit beeindruckender Dynamik einherging. Es kam anschließend zur Bildung einer Böenfront und eines Whales-Mouths. Ständig flackerten Blitze in dem bereits sehr aktiven nördlichen Teil der angesprochenen Entwicklung. Bis zu 20 Blitze wurden dort pro Minute erfasst, wobei man nur einen kleineren Teil der zahlreichen Wolkenblitze überhaupt wahrnehmen konnte. Inzwischen blitzte es auch über mir und kräftiger Regen sowie teils kleiner Hagel setzten ein.

 

Gewitteraufzug am Abend des 14.05. bei Sesslach

 

Blick auf den Gewitterkern bei Bad-Rodach

 

Der Aufzug wird immer dynamischer...

 

Neubildung nun auch über mir...

 

Bald darauf fällt auch aus der Neubildung Niederschlag und beide Kerne vereinigen sich - zudem entsteht eine Böenfront mit Whales-Mouth...


Das vereinigte System zog anschließend mit einem breiten Kern Richtung Coburg weiter, wobei der heftigste Niederschlag nun bei Weitramsdorf fiel. Wir verfolgten das System Richtung Tambach und kamen bei Weitramsdorf wieder in den Core. Ständig gab es Wolkenblitze, lauf Blitzerfassung 8-10, teils 11 pro Minute. Die Blitzrate war also weiterhin recht hoch. In Weitramsdorf kamen wir erneut in heftigen Starkregen und dichteren Hagelschlag um 1 cm im Durchmesser. Teils gab es Überflutungen und "sprudelnde" Gullis. Wir fuhren anschließend weiter Richtung Scheuerfeld. Immer wieder gab es kleinen Hagel im Starkregen und weiterhin kräftige Wolkenblitze. Nachfolgend zog das Gewitter unter Abschwächung langsam Richtung Coburg weiter und wir brachen das Chasing ab.

 

Heftiger Starkregen bei Weitramsdorf...

 

Immer wieder ist auch kleinkörniger Hagel dabei...

 

... wie hier bei Scheuerfeld.

 

Blitze auf der Gewitterrückseite - aufgenommen bei Schorkendorf...

 

 

 

 

abziehendes System Richtung Kronach


Das angesprochene konvektive System zog anschließend weiter nach Osten. Vor allem im nördlichen Bereich bei Coburg und im Thüringer Wald sowie im südlichen Teil (Bamberg bis Nürnberg) gab es kräftige Gewitter, während der mittlere Teil nicht so stark ausgeprägt war. Erst gegen 19:30 Uhr schwächte sich das gesamte System spürbar ab und ging in kräftigen konvektiven Regen über. Nachfolgend gab es keine Gewitter mehr und ein beeindruckender Gewittertag ging zu Ende.

 

Die angesprochenen Gewitter waren mancherorts auch unwetterartig. So gingen bei Bad Rodach teils mehr als 30 mm Niederschlag binnen 1 h zu Boden, lokal auch mehr als 40 mm. Zudem gab es teils Hagelansammlungen in dem Bereich. Lokal gab es Überflutungen und Ausspülungen von Feldern, sodass hier und da auch Feuerwehren im Einsatz waren. Größere Schäden blieben jedoch aus.

 

Zuletzt noch das Video vom Ereignis mit Zeitraffern vom Aufzug:

 

(externer Link: https://www.youtube.com/watch?v=cHBks8Erpkw&feature=youtu.be)

 

© Michel Oelschlägel

Datum: 21. November 2024

                  

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