Heftige, unwetterartige Wärmegewitter im Erzgebirge am 04.08.2018 sowie anschließende Nachtgewitter

 

Eine Hitzewelle führte in Teilen Deutschlands vom 23.07. bis zu 04.08. zu Temperaturen von über 30°C, wobei oft sogar die 35°C-Marke geknackt wurde. Höhepunkt der Wärmeentwicklung in Ostdeutschland war mit bis zu 39°C der 31. Juli. Die teils bereits herrschende Dürre in Teilen Deutschlands und Sachsens wurde dabei weiter verschärft. Lokal gab es  in der später auch eingeflossenen, feucht-heißen Luft auch mal einige Gewitter, wobei diese meist nur sehr vereinzelt auftraten, weil eine dicke Warmluftschicht in der Höhe als atmosphärischer Deckel fungierte und die Konvektion meist unterband. Lediglich in der Nacht zum 02.08. gab es von Nordwestbrandenburg über Sachsen-Anhalt bis Nordthüringen an einer Konvergenz schwere Gewitter mit Niederschlagsmengen von bis zu 100 mm in 6 h. Erhebliche Überflutungen in der Dürreregion waren die Folge.

 

Die Hitzewelle verschärft eine bereits sehr angespannte Dürresituation auch in Sachsen weiter...

 

Hier Aufnahmen von der Trockenheit aus dem Raum Freiberg...

 

Ganze Bäche sind ausgetrocknet...


In Sachsen gab es nur sehr zögerlich Gewitter, beispielsweise am Abend des 02.08. insbesondere in Ostsachsen und im Raum Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Lokal kam es durch Starkregen mit über 30 mm Niederschlag zu Überflutungen, wie im Bereich Freital. Im Kreis Bautzen stürzten sogar einige Bäume um.

 

Selten gibt es in der Hitzewelle Gewitter - wie hier am 02.08. Richtung Dippoldiswalde/ Dresden...

 

Gewittriger Sonnenuntergang am 02.08. bei Freiberg...


Interessanter aber war die Gewitterlage am 04.08., welche in der Mitte und im Norden die Hitzewelle auch für 2 Tage unterbrechen sollte, da anschließend etwas kühlere Luft einfloss. Lediglich im Süden Deutschlands konnte sich die Heißluft weiterhin halten. Am 04.08. bildeten sich bereits in den Mittagsstunden Gewitter im Raum Frauenstein im Osterzgebirge. Der hemmende Deckel in der Höhe war nicht mehr so ausgeprägt wie noch vor einigen Tagen. Diese Zellen zogen anschließend unter Abschwächung nach Osten ab. Gegen 14 Uhr entwickelte sich bei Langenau südlich von Freiberg eine neue Zelle. Mit ständigen Grummeln gewann sie schließlich meine Aufmerksamkeit und ich fuhr los. Dank vieler Umleitungen kam ich aber erst an der Zelle an, als diese bereits wieder zusammenfiel. Aber mir fielen neue starke Quellungen westlich der alten Zelle auf. Ich verlegte anschließend in Richtung dieser Quellungen in der Hoffnung, dass sich hieraus mehr entwickeln könnte - und so war es auch.


Ich erreichte die Region Großwaltersdorf gegen 14:50 Uhr und es war bereits ein dichter Niederschlagsvorhang unter der oben angesprochenen Neubildung auszumachen. Erste Donner deuteten auf einsetzende Blitzaktivität hin. In Großwaltersdorf selber kam ich gegen 15 Uhr in einen heftigen Wolkenbruch, der immer wieder mit dichterem Hagel bis 1 cm begleitet war. Auch Sturmböen traten auf und rissen einige Äste von den Bäumen. Im benachbarten Eppendorf haben schwere Sturmböen sogar einen Baum entwurzelt und die Feuerwehr musste sich der Sache annehmen. Der Starkregen führte zudem zu kleineren Überschwemmungen im Ort Großwaltersdorf und drückte einen Gulli-Deckel aus der Verankerung.

 

Zellneubildung über der Region Großwaltersdorf-Eppendorf gegen 14:50 Uhr - Niederschlag fällt bereits aus der Gewitterwolke...

 

Einsetzender Niederschlag in Großwaltersdorf gegen 15 Uhr...

 

Ein heftiger Wolkenbruch, begleitet von Sturmböen und kleinem Hagel, geht über dem Ort nieder...

 

"Downburstartige" Bedingungen in Großwaltersdorf...


Das Gewitter entwickelte sich zunehmend zu einer leicht retrograden Multizelle, wobei Neubildungen teilweise über die gleiche Region zogen. Langsam verlagerte sich das System aber auch Richtung Südosten. In Mittelsaida kam ich gegen 15:30 Uhr auch in heftigen Starkregen, gepaart mit kleinkörnigem Hagel bis 1 cm. Überall floss reichlich Wasser, gerade auf den Feldern, zusammen.

 

Mittelsaida gegen 15:30 Uhr mit Starkregen und kleinkörnigem Hagel...

 

Die Gewitter ziehen nur sehr langsam nach Südosten ab und verhalten sich teilweise retrograd...


Ich verlegte anschließend von Mittelsaida nach Forchheim, was aufgrund massiver Umleitungen in der Region nicht so einfach war wie zunächst geplant. Doch gegen 15:45 Uhr fuhr ich endlich Richtung Forchheim. Am Westende des Systems hatte sich nochmal eine Zelle mit einem deutlichen Niederschlagsfuß entwickelt. Diese brachte am Abzweig nach Dörnthal heftigen und sturmgepeitschten Starkregen. Anschließend zog das ganze System unter deutlicher Abschwächung nach Südosten ab und ich brach das Chasing an dieser Stelle ab. Auch anderswo in Sachsen, insbesondere in Ostsachsen, entwickelten sich einige heftige Gewitter, die lokale Überflutungen und - gerade bei Kamenz - auch Sturmschäden verursachten. Die Hauptaktivität verlagerte sich aber zunehmend nach Tschechien und Polen.

 

Fahrt von Mittelsaida Richtung Forchheim - deutlich erkennbarer Niederschlagsfuß an der Gewitterwolke...

 

Diese Zelle verursacht an der B101 am Abzweig Dörnthal heftigen Starkregen mit Sturmböen...


In der Nacht zum 05.08. entwickelten sich noch einige kräftige Nachtgewitter entlang einer durchschwenkenden Kaltfront von Tief Mirja. Diese Zellen brachten Starkregen und einige kräftige Blitzentladungen mit sich. Ich beobachtete bei Meerane noch eine solche Zelle, die dort mit heftigem Starkregen drüber zog. Auf der A4 zwischen Meerane und Schmölln gab es in Folge dieser Zelle noch einen Unfall.

 

Wolkenbruch bei Meerane kurz nach Mitternacht durch eine kräftige Gewitterzelle...


Anschließend floss am 05.08. etwas kühlere und angenehmere Luft ein - zumindest kurzzeitig. Die Gewitter vom Vortag konnten zumindest in einigen Regionen erst einmal die extreme Dürre etwas mildern. Die höchsten Niederschlagsmengen in Sachsen fielen übrigens in Großwaltersdorf im Erzgebirge, wo ich auch unterwegs war. Die beobachteten Gewitter über dem Ort brachten hier etwa 50 mm Niederschlag in 1 h. Das sind durchaus beachtliche Mengen mit hohem Schadenspotenzial. Interessanterweise kann die Ecke um Lippersdorf-Großwaltersdorf ganz gut mit solchen Niederschlagsmengen umgehen und es kommt selten zu Schadenslagen. Das mag an den vielen Teichen und Bächen sowie nicht zuletzt an der Talsperre Saidenbach liegen, die hier zusammen viel abpuffern können.

 

Hier noch das Chasingvideo:

 

Video zum Gewittertag (externer Link: https://www.youtube.com/watch?v=wfJbVuz9so4)

 

© Michel Oelschlägel

Datum: 21. November 2024

                  

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