Schwere Gewitter in Sachsen am 27. Juli 2016

 

Die 2. Julihälfte zeigte sich meist warm, teils heiß. Mitunter bestimmte auch schwülwarmes Wetter mit Schauern und heftigen Gewittern das Bild über Mitteldeutschland. Besonders am 27. Juli bildeten sich in Sachsen entlang eines Bodentiefs teils heftige Gewitter.


Der Tag begann bereits am Morgen schwülwarm und mit einzelnen Schauern und Gewittern, welche sich ausgangs der Nacht gebildet hatten. Die Temperaturen stiegen im Tagesverlauf auf 27-29°C. Gleichzeitig lagen die Taupunkte teils um und knapp über 20°C, was die Luftmasse sehr energiereich machte. Eine erste kräftige Zelle bildete sich bereits gegen 10:15 Uhr bei Hainichen und zog Richtung Döbeln weiter. Diese brachte heftigen Starkregen und kleinen Hagel hervor, bevor sie sich bei Döbeln langsam abschwächte. Neubildungen mit kurzen Gewittern und Starkregenschauern bildeten sich in der Folge auch zwischen Döbeln und Riesa.


Gegen 11:30 Uhr schossen allerdings zwischen Chemnitz und Zwickau kräftige Zellen nach oben, welche sich wesentlich besser entwickeln konnten als die weiterhin aktiven Gewitter bei Döbeln. Es entstand ein mit heftigen Gewitterkernen durchsetztes Gewittersystem, welches von Leisnig bis runter ins Erzgebirge reichte. Ich fuhr gegen 12 Uhr dem System Richtung Mittweida entgegen. Dort hatte sich ein sehr kräftiger Gewitterkern gebildet. Gegen 12:45 Uhr erreichte ich den Starkregencore des Gewitters. Anfangs sah man kaum Blitzentladungen, was sich allerdings im Niederschlagsbereich rasch änderte. Einige kräftige Naheinschläge gab es um mich herum, bevor auch erste Hagelkörner bis 1,5 cm Durchmesser in einer schwächeren Niederschlagsphase zu Boden fielen. Kurz darauf setzte ein heftiger Wolkenbruch mit kleinem Hagel bis 1 cm Größe ein, verbunden mit stürmischen Böen.

 

Heftiges Gewitter über Mittweida - aus der Ferne eher unscheinbar wirkend...

 

In Mittweida - Hagel und Starkregen setzen ein...

 

Kurz darauf: Heftiger Wolkenbruch mit Hagel und Sturm


Kurz danach ließ der Starkregen etwas nach und ich fuhr Richtung Zschöppichen weiter. Hier verstärkte sich der Starkregen wieder und es gab auch wieder vermehrt Naheinschläge. Im Ort schoss von allen Seiten das Wasser auf die Dorfstraße, die inzwischen eher an einen Bach erinnerte. Weiter oben im Ort wurde sogar ein Teil der Straße ausgespült und mitgerissen. Zudem lagen überall größere Äste auf den Straßen. Weit kam ich aber nicht mehr, denn der Weg Richtung Ottendorf war von Ästen und 2 umgestürzten Bäumen blockiert. Ich musste also zurück über Mittweida und dann ging es weiter auf die A4. In und um Mittweida war mittlerweile auch die Feuerwehr wegen Überflutungen, vollgelaufenen Kellern und Sturmschäden im Einsatz. Das heftige Gewitter zog unterdessen weiter nach Nordosten. Abseits des Starkregens gab es weiterhin kaum sichtbare Blitzentladungen.

 

Sturmschaden in Zschöppichen

 

Die Ortsdurchfahrt gleicht einem Bach...

 

Sogar ein Teil der Straße wurde ausgespült und mitgerissen...

 

Ortausgang Richtung Ottendorf - umgestürzte Bäume und Äste blockieren den Weg

 

Rückfahrt nach Mitttweida aus der Gewitterzelle heraus...


Das kräftige Gewittersystem bestehend aus mehreren heftigen Zellen reichte inzwischen von Döbeln über Flöha und Zschopau bis weit ins Westerzgebirge. Gerade dort gab es nun auch heftige Niederschläge. Die Orte Lauter-Bernsbach und Beierfeld wurden von einem Downburst getroffen. Extremer Starkregen, Hagel um 1-2 cm im Durchmesser und schwere Sturmböen führten zu Feuerwehreinsätzen. So trat in Beierfeld der Dorfbach über die Ufer und mehrere Sturmschäden gab es zu beseitigen.

 

Downburst in Lauter-Bernsbach mit Hagel um 1-2 cm im Durchmesser


Ich befand mich derweil - es war nun etwa 13:15 Uhr - wieder auf der A4 und fuhr dem Gewittersystem Richtung Nossen hinterher. Zunehmend gab es nun wieder kräftige Erdentladungen, welche nicht weit entfernt von mir einschlugen. Bei Berbersdorf fuhr ich von der Autobahn ab und verlegte nach Marbach. Hier setzte wieder sehr heftiger Starkregen ein. In Marbach lagen auch wieder einige Äste am Boden, bevor ich auch dort - diesmal umleitungsbedingt - umdrehen musste.

 

Blitze schlagen links und rechts der Autobahn bei Berbersdorf ein...

 

Bei Marbach gibt es erneut sehr heftigen Starkregen...

 

Das Gewittersystem baute nun rückseitig stark an und es entstand eine Gewitterlinie, welche vom Vogtland bis nach Sachsen-Anhalt reichte. Später entwickelte sich vor allem der Bereich um Chemnitz und der bei Leipzig weiter. Leipzig wurde unterdessen auch von einer Superzelle mit Hagel um 2-3 cm im Durchmesser und orkanartigen Böen - teils Orkanböen - getroffen. Dort gab es erhebliche Sturmschäden in Folge dieser Zelle, bevor sich das Gewitter durch die angesprochenen Neubildungen abschwächte und Teil eines größeren Systems wurde.


Auch um Chemnitz herum bildeten sich vermehrt heftige Gewitter, allerdings war das Chasing im Berufsverkehr - es war mittlerweile 14:30 Uhr - schwierig. Die Gewitterlinie baute erneut rückseitig an und kräftige Zellen bildeten sich zwischen Leipzig und Gera. Ich versuchte diese Linie noch bei Geithain nahe Altenburg abzufangen und fuhr auf der A72 Richtung Leipzig. Eine Böenfront zog vor mir auf, welche beim Näherkommen immer massiver wurde. Leider erreichte ich die Gewitterlinie nur noch unter Abschwächung. Es gab nur noch Starkregen und paar stürmische Böen. Südlich der Linie entwickelten sich immer wieder kräftige Zellen mit Starkregen und kleinem Hagel, aber auch diese waren nur schwer zu chasen. Ich erwischte noch ein Gewitter bei Chemnitz-Rabenstein. Die kräftigeren Zellen, die sich südlicher entwickelten und ins Erzgebirge zogen, erreichte ich aber - mal wieder umleitungsbedingt - nicht mehr rechtzeitig.

 

Bei Geithain: Böenfront zieht heran...

 

Allerdings schwächt sich die Gewitterline ab, bevor ich sie erreichen kann...


Mittlerweile gab es vor allem über Brandenburg und Teilen Bayerns und Sachsen-Anhalts, teils auch noch Sachsens heftige Gewitter, die sich im Verlaufe des Abends zunehmend abschwächten. Lediglich der Teil bei Brandenburg zog noch unter starker Intensität bis nach Polen hinein.


Die Gewitter verursachten vielerorts zahlreiche Feuerwehreinsätze in Folge von Starkregen und Sturm. Lokal fielen weit über 50 Liter/qm durch die Gewitter mit Stundensummen von 30-40 mm! Schwere Sturmböen, lokal auch Orkanböen, begleiteten die kräftigsten Zellen. Insbesondere Leipzig wurde in Sachsen am schlimmsten erwischt. Außerhalb von Sachsen gab es vor allem in Berlin heftige Unwetterschäden und zahllose Feuerwehreinsätze. 

 

Zuletzt noch ein zusammenfassendes Video von diesem Tag:

 

(externer Link: https://www.youtube.com/watch?v=DXaq_XInkPc)

 

© Michel Oelschlägel

Datum: 24. November 2024

                  

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