Heftige Gewitter am 24.5.10
Nach 2 sehr kalten und nassen Maidekaden wurde es Ende Mai wieder deutlich milder. Am 24.5. wurden in Sachsen schwülwarme 20-22 °C erreicht. Gegen 13:30 Uhr bildeten sich erste Zellen über Thüringen und Sachsen-Anhalt, welche anschließend weiter Richtung Sachsen zogen. Eine Zelle über Thüringen wanderte SO-wärts über Zwickau in das Westerzgebirge. Sie erreichte gegen 15:15 Uhr das Stadtgebiet von Zwickau mit einem sehr heftigen Wolkenbruch, gepaart mit kleinem Hagel bis 1,5 cm. Auch schwerer Sturm war verbreitet mit dabei. Die Zelle zog anschließend weiter Richtung SO und beeinflusste als nächstes Schlema und Hartenstein. Ich hatte mich derweil zwischen Zwönitz und Grünhain in Stellung gebracht und beobachtete das Geschehen der Zelle, seit diese über Zwickau aufzog. Immer wieder zuckten kräftige Erdentladungen aus der Wolke und an der Südostflanke der Zelle war eine massiv turbulente Zone erkennbar. Ob zeitweise auch Rotation dabei war, konnte ich auf die Entfernung hinweg allerdings nicht erkennen. Auch wallcloudähnliche Strukturen bildeten sich zeitweise aus.
Blitze vom aufziehenden Gewitter
turbulente Zellunterseite
weitere Impressionen vom Zellaufzug
Mit Dauergrummeln kündigte sich die nahende Zelle an, hin und wieder gab es neben Wolkenblitzen auch weiterhin kräftige Erdentladungen. Durch die zunehmend grünliche Färbung des Zelle wirkte die Stuation recht dramatisch. Kurz darauf, etwa 15:45 Uhr MESZ, wurde ich vom Niederschlagsbereich verschluckt. Schnell setzte heftiger, sturmgepeitschter Starkregen sein. Bald darauf gesellte sich auch zunehmend Hagel dazu. Die Körner erreichten Durchmesser von ca. 1,5 cm. Nach ca. 5 Minuten lies der Wolkenbruch langsam wieder nach.
Wolkenbruch und Hagelschlag
Hagel bis 1,5 cm
Durch die teils schweren Sturmböen und den heftigen Regen gab es kleinere Sturmschäden und Überschwemmungen. Auch einige Bäche stiegen nach dem Starkregen erheblich an. In mehreren Orten rückten in Folge des heftigen Gewitters die Feuerwehren aus. Die Zelle zog unterdessen nördlich des Fichtelberges entlag Richtung Tschechien.
kleinere Sturmschäden unweit meines Standortes
nach dem Starkregen - Hochwasser an Bächen
Gegen 16:45 Uhr zog noch eine 2. Zelle über das Westerzgebirge hinweg. Diese war allerdings nicht mehr so stark wie ihr Vorgänger.
2. Zelle
Am Abend gegen 18 Uhr zog noch eine gewittrige Linie von NO herauf. Trotz sehr fotogenem Aufzug mit Böenfront war das nachfolgende Gewitter nicht sehr stark. Es blieb bei stärkerem Regen, garniert mit einigen wenigen Blitzen.
aufziehendes 3. Gewitter
Für Sachschäden sorgte in Südwestsachsen die 1. starke Zelle. Vor allem in Zwickau und Umgebung sowie in vielen Orten im Westerzgebirge waren Feuerwehren im Einsatz (u.a. in Crottendorf, Wilkau-Haßlau, Hartenstein, Schwarzenberg und Schlema). Verschlammte oder überschwemmte Straßen sowie vollgelaufene Keller, aber auch durch den Sturm abgebrochene große Äste und umgestürzte Bäume waren die Schwerpunkte der Einsätze. Örtlich, wie in Schlema, erreichte der Hagel auch Größen bis 2 cm im Durchmesser. Auch dünne Hageldecken konnten beobachtet werden. Dennoch waren die Folgen nicht annähernd vergleichbar mit den Auswirkungen einer starken Superzelle, welche von 14:45 Uhr bis mind. 16:30 Uhr über Nordsachsen zog (Torgau, Großenhain, Radeburg,...) und dort durch schwere Downbursts, Tornado(s) und Hagelschlag bis > 5 cm schwerste Schäden verursachte (Windgeschwindigkeiten bis ca. 250 km/h (T5)) . Leider gab es neben vielen Verletzten dort auch ein Todesopfer in Großenhain.
Damit endete der erste große Unwettertag der Saison 2010 in Sachsen, leider mit enormen Schäden vor allem in Nordsachsen.
Hinweis: Die 1. in diesem Bericht beschriebene und dokumentierte Zelle, welche von Thüringen über Zwickau und Südwestsachsen bis nach CZ zog, konnte später über Radialwinddaten eindeutig als Superzelle identifiziert werden!
© Michel Oelschlägel
Datum: 24. November 2024