22. Mai 2007 Schwere Gewitter durch MCS
Der Dienstag sollte an sich für Sachsen trotz einer Trogpassage gar nicht sonderlich gewitterträchtig ausfallen, doch um 17 Uhr schossen orographisch bedingt entlang des Erzgebirges sowie im Umland Zellen nach oben. Erste schwere Gewitter gingen dabei südlich des Erzgebirges im tschechischen Egergraben nieder, doch auch um Dresden herum bildeten sich zunehmend Gewitterzellen aus, welche anfangs Richtung Südosten zogen. Die entstehende Multizelle bei Dresden brachte dabei über der Stadt und im Umland von Dresden größeren Hagel bis 3,5 cm. Die folgenden Aufnahmen zeigen genau diese Zellneubildungen.
Zellneubildungen Richtung Dresden
Das ganze System zog nun weiter Richtung Altenberg und tschechische Grenze. Es war nicht gerade schwierig, an den Zellen dran zu bleiben, da sie nur eine sehr geringe Verlagerungsgeschwindigkeit aufwiesen.
interessante Wolkenstrukturen nahe Altenberg
Das ganze System baute nun immer weiter nach Norden an, sodass ich kurz vor Altenberg in großtropfigen Platzregen kam. Zugleich drehte die Zugrichtung nun immer weiter auf West. Ebenso nahm der Regen immer weiter zu.
Bei der Rückfahrt Richtung Freiberg führ ich durch Burkersdorf nahe Weißenborn. Dort begann es nun heftigst zu schütten, auch kleiner Hagel < 1 cm mischte sich immer wieder dazu. Zudem gab es nun heftige Naheinschläge um mich herum. Teilweise war eine Weiterfahrt kaum möglich, so heftig schüttete es aus den Wolken. Der Wind war die ganze Zeit kein Thema.
erster Wolkenbruch
Extremer Naheinschlag
Zwischen Nassau und Rechenberg-Bienenmühle musste ich einen Zwangsstop einlegen, eine Schlammlawine ergoss sich über die dortige Straße. Auch etwas weiter dahinter wälzte sich eine Wasserlache vom Berg hinab auf die Straße. Der kleine Dorfbach war zudem mächtig angeschwollen und führte deutliches Hochwasser.
eine von mehreren Schlammlawinen, hier bei Rechenberg-Bienenmühle Richtung Nassau
Auch sonst kleine Dorfbächlein führen bereits massives Hochwasser...
Doch es kam noch schlimmer. Als ich umkehrte und nach Mulda weiter fuhr, begann es erneut heftigst zu schütten. Immer wieder war keine Weiterfahrt möglich, da die Scheibenwischer diesen großtropfigen Wassermassen nicht nachkommen konnten. Immer wieder gab es Hagel bis 1 cm, von Naheinschlägen ganz zu schweigen. Erst nach 15 Minuten kam ich langsam aus der Zelle raus.
extremer Wolkenbruch bei Mulda Richtung Lichtenberg
Nachlassender Platzregen, aber Hagel bis 1 cm bei Lichtenberg
Dieser extreme Wolkenbruch führte nun nochmals zu erheblichen Wassermassen. Die Folge waren große Überschwemmungen in diesem Gebiet. Zahlreiche Keller waren vollgelaufen, zahlreiche Straßen im Landkreis Freiberg und im Mittleren Erzgebirgskreis sowie in Annaberg durch Schlammlawinen blockiert. Mittlerweile war die Schlammschicht meiner zuvor dokumentierten Schlammlawine bei Nassau 1 m hoch! Ich stationierte mich nun hinter der Zelle und filmte noch etwas das Blitzfeuerwerk.
Blitze aus dem abziehenden System
Als ich in Weißenborn wieder nach Freiberg abbiegen wollte, bemerkte ich teilweise erhebliche Hagelansammlungen. Die Körner waren bis zu 1 cm groß.
Hagel bei Weißenborn
Richtung Freiberg und später Richtung Norden gab es den ganzen Abend lang noch Neubildungen. Das mittlerweile sehr große Gewittersystem bedeckte große Teile Sachsen und führte neben Hagelschlag zu heftigsten Wolkenbrüchen. Um Riesa sollen in nur wenigen Stunden weit über 100 mm zusammengekommen sein. In der Region, wo ich chasen war, waren es zwischen 70 und 100 mm. Die ganze Nacht lang hatte die Feuerwehren noch alle Hände voll zu tun. Auch einen Hausbrand bei Gablenz (Landkreis Freiberg) galt es nach Blitzschlag zu löschen. Die Polizei sprach teilweise von regelrechten Verwüstungen infolge der Schlammlawinen.
Hochwasser bei Linda/ Brand-Erbisdorf
Blitze Richtung Norden vom abziehenden System
Damit ging ein überraschender Unwettertag zu Ende...
© Michel Oelschlägel
Datum: 21. November 2024