Heftige Gewitter am 8.6.10

 

Nach einem deutlich unterkühlten Mai deutete sich für die nächsten Tage (8. bis 11.6.) eine erste kleine Hitzewelle an. Vor allem im Osten waren Temperaturen von > 30 °C möglich. Die sich etablierende Luftmasse war aber auch sehr energiereich, wodurch erhöhtes Gewitterpotenzial bestand. In Sachsen startete der 8.6. warm und freundlich, sommerliche Temperaturen von > 25 °C wurden verbreitet erreicht. Nachmittags bildete sich ein erstes Gewitter über dem Osterzgebirge. Diese Zelle zog unter Abschwächung Richtung Dresden weiter (NO). Nachfolgend bildete sich gegen 17 Uhr eine neue Gewitterzelle über dem mittleren Erzgebirge. Unter deutlicher Verstärkung zog dieses System Richtung O-NO und damit südlicher als die vorhergegangene Zelle, scherte also augenscheinlich leicht aus der Höhenströmung heraus. Die starke Zelle erreichte für 1,5 h Radarreflektivitäten von > 55 dBZ. Dabei zog sie von der Gegend um Frauenstein südlich an Dippoldiswalde vorbei Richtung Pirna, wo sie sich langsam abschwächte. Ich konnte den Aufzug des Gewitter nordwestlich von Dippoldiswalde beobachten. Kräftige Erdentladungen schlugen aus der Wolke. Durchaus superzellenverdächtig sah auch die Südostseite des Gewitters aus. Durch das Ausscheren der Zelle und die Straßenführung habe ich den Core knapp verfehlt.

 

 

 

Blitze aus der starken Zelle westl. von Dippoldiswalde

 

Nahe dem Core...

 

Beeindruckend war vor allem die Rückseite des Gewitters - ein starker, felsiger Aufwind, wohlgetrennt vom Niederschlagsbereich. Ich folgte der Zelle bis Dippoldiswalde/Elend, wo sich Rückseitig noch ein Funnel ausbildete. Anschließend schwächte sich das System langsam ab.

 

 

 

Zellrückseite

 

Rotierender Funnel östlich von Dippoldiswalde...

 

Bei der Rückfahr fiel mir vor Freiberg Richtung Südwesten eine kräftige Neuentwicklung auf, die ich südl. von Weißenborn nahe Freiberg (ca. 20:00 Uhr MESZ) abfangen konnte. Eine wieder verdächtig ausscherende Zelle am Südende der Multizelle zog südlich an mir vorbei, nördlich über Weißenborn lag der Core einer weiteren kräftige Zelle. Diese Zelle brachte sehr kräftige Erdentladungen, auch wenn die Blitzrate nicht sehr hoch war. Im Schein der untergehenden Sonne war die Kulisse einfach beeindruckend, langsam verschwand Weißenborn und der südliche Teil von Freiberg im Niederschlag der Zelle. In Weißenborn kam ich später noch in den Rest des ehemaligen Zellkerns, starker, großtropfiger Regen fiel hier zu Boden.

 

Südteil des neues Systems - superzellenverdächtige Entwicklung

 

nördlicher Core - hier Blitzschlag in ein Windrad bei Berthelsdorf

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

kräftige Entladungen über Weißenborn und Süd-Freiberg

 

Untergehende Sonne scheint unter der Gewitterwolke hindurch...

 

 

Starkregen in Weißenborn

 

Nachdem die Zelle bei Weißenborn immer schwächer wurde, widmete ich mich noch der 2. sehr weit südlich entlangziehenden Zelle von diesem System (zeitweise superzellenverdächtig). Rückseitig waren auch hier zahlreiche kräftige Blitze zu sehen, ein zeitweilig entstehender Regenbogen zierte zudem den Anblick der Zelle. Erst nach 21 Uhr schwächte sich auch dieses Gewitter ab.

 

 

 

 

 

 

 

 

Blitze auf der Rückseite der südlichen Zelle

 

Gegen 22 Uhr zog unter Verstärkung aus Nordostbayern noch ein Gewittercluster nach Sachsen hinein. Das Gewittersystem war zeitweise vor allem im Westerzgebirge und im mittleren Erzgebirge sehr blitzintensiv mit > 25 Blitzen pro Minute. Richtung Freiberg wurde das System langsam schwächer, lokale Zellkerne erreichten aber immer noch > 55 dBZ. In Freiberg konnte ich 22:30 Uhr den Aufzug der Gewitter aus SW beobachten, welche meinen Standort kurz vor 23 Uhr erreichten. Auch hier lag die Blitzrate anfangs noch recht hoch, nahm aber später auf 5-10 pro Minute ab. In Freiberg selbst gab es einige stürmische Böen und kräftigen Regen, nördlich bei Halsbrücke auch Wolkenbruch und Hagel bis 1 cm. Der kleine Cluster wanderte anschließend Richtung Dresden ab und erreichte gegen 2:30 Uhr am Folgetag die Grenze zu Polen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Gewitteraufzug nahe Freiberg

 

Gewitter über Freiberg

 

 

 

abziehendes Gewitter - teils mit Crawlern

 

Überraschend kräftig fiel dieser Gewittertag aus. Modellrechnungen hatten für Sachsen zwar mit Konvektion gerechnet, aber nicht so verbreitet Auslöse erwartet. Gerade das System, welches nachts über Süd- und Ostsachsen zog, war so nicht erwartet worden. Die heutigen kräftigen Gewitter blieben auch nicht ohne Folgen, so gab es lokale Überschwemmungen und Blitzschäden. Am nächsten Tage sollte es noch heißer und drückender werden, wobei die Konvektion durch einen kräftigeren Deckel erschwert werden sollte...

 

© Michel Oelschlägel

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Datum: 21. November 2024

                  

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