Kräftige Gewitter am 11.5.2012
Mit Annäherung eines Sturmtiefs über der Nord- und Ostsee wurde am 10.5. und 11.5. nochmals sehr warme Luft nach Deutschland advehiert, bevor im Tagesverlauf mit einer markanten Kaltfront von NW nach SO ein drastischer Luftmassenwechsel erfolgen sollte. Die Modellparameter waren günstig für die Entstehung von Unwettern, allerdings erwies sich die Luftfeuchtigkeit als limitierend, sodass es nicht zu schweren Unwetter entlang einer vorgelagerten Konvergenz kam. Dennoch bildeten sich teils kräftige Gewitter, lokal mit Starkregen, Sturm und Hagel.
Auch über dem Erzgebirge schossen ab den Nachmittagsstunden bei >28°C Wolken nach oben, allerdings kamen die meisten vorerst nicht über das Cumulus congestus-Stadium hinaus. Erst gegen 18:30 konnten sich im Osterzgebirge und über dem Vogtland Gewitter entwickeln. Die Vogtlandzelle erreichte dabei >55dBZ, blitze allerdings nur sehr verhalten. Gegen 18:45 Uhr gab es an meinem Beobachtungspunkt in Bernsbach mit Eintreffen der Kernes einen kurzen, aber heftigen Wolkenbruch mit einigen Sturmböen und kleinkörnigem Hagel von 0,5-1 cm Durchmesser. Nach 1-2 Minuten lies der Wolkenbruch allerdings bereits wieder nach und das Gewitter zog Richtung Osterzgebirge ab.
aufziehende Zelle aus dem Vogtland
schmaler Niederschlagskern der Zelle
Wolkenbruch und kleiner Hagel
Eine weitere Zelle entwickelte sich nachfolgend bei Johanngeorgenstadt am Erzgebirgskamm und zog unter Verstärkung Richtung Königswalde nahe Annaberg weiter. Die Zelle machte einen sehr dynamischen Eindruck, aber auch hier war die Blitzrate gering mit anfangs etwa einem Blitz pro Minute. Ich fuhr dem System entgegen und erreichte gegen 20 Uhr den Kern bei Sehma, wo ich in heftigen, sturmgepeitschten Platzregen kam. Vereinzelt gab es auch recht nahe Blitzentladungen. Richtung B95 und Königswalde kam ich in den Core des Gewitters, welcher mit extrem starken Regen einherging. Lokal gab es auch heftige Sturmböen während der Passage.
2. Zelle von Scheibenberg aus
Core nahe Sehma
einsetzender Niederschlag bei Sehma
Wolkenbruch auf der B95 zwischen Bärenstein und Königswalde
langsam wieder nachlassender Starkregen
Core genau über Königswalde
In Königswalde konnte man nach dem Gewitter zahlreiche abgebrochene Äste und kleinere Überflutungen sowie Ausspülungen feststellen. Auch die Feuerwehr rückte hier zu einem umgestürzten großen Baum aus. Später stationierte ich mich nahe Mildenau und konnte den Abzug des Gewitters beobachten. 1-3 Blitze gab es in der Minute, teils positive Entladungen aus dem Amboss heraus.
abziehendes Gewitter/ Zellrückseite
Straßen sind mit Ästen übersäht
Blitze aus dem abziehenden System
Gegen 21 Uhr bildete sich noch ein weiteres Gewitter am Erzgebirgskamm nahe Johanngeorgenstadt und direkt am Kamm Richtung NO. Auch dieses Gewitter brachte nochmals verbreitet Starkregen mit sich, war aber insgesamt schwächer wie seine beiden Vorgänger. Nach den vorgelagerten Gewittern zog nachfolgend die Kaltfront über Sachsen. Neben Wind und Regen hab es aber nur noch vereinzelt Gewitter, bevor die Temperatur markant fiel. Am Folgetag wurden nur noch 10-12°C erreicht.
© Michel Oelschlägel