30.11.2018 - Gefährliche Eisregenlage in Teilen Sachsens
Ende November stellte sich nach frostigen Tagen eine gefährliche Eisregenlage in Ostdeutschland ein. Besonders betroffen waren Sachsen und Ostbayern. Weiterhin war auch Tschechien stark von Eisregen betroffen.
Am 30.11.2018 griffen ab den Morgenstunden warmfrontgebundene Niederschläge auf Sachsen über. Ursache war ein starkes Tief namens Irene, welches von den Britischen Inseln nach Skandinavien zog. In den Tagen zuvor sammelte sich durch eine längere Hochdruckphase Kaltluft in Tschechien und Ostsachsen an. Später verlagerte sich dieses Hoch namens Dominik Richtung Osteuropa, wodurch mit Südostwind weiterhin die entstandene Kaltluft im tschechischen Becken über das Erzgebirge in das sächsische Erzgebirgsvorland und nach Ostsachsen hinein gedrückt wurde. Der dabei auftretende starke und kalte SO-Wind (= Böhmischer Wind) führte zu anhaltend kalten Temperaturen im Erzgebirge, in Ostsachsen und teilweise bis nach Mittelsachsen.
Mit Annäherung der Warmfront am 30.11. blieb bodennah die Windkonstellation erhalten, während die Temperaturen in der Höhe mit der Warmfront in den Plusbereich stiegen. Bodennah herrschten aber nach wie vor gerade im Einflussbereich des Böhmischen Windes frostige Temperaturen. Diese Konstellation führte im Erzgebirge und Vorland, später auch in Ostsachsen zu einer ausgeprägten Eisregenlage. Dabei fielen 5-10 mm, teils bis 15 mm Niederschlag als Eisregen. Die Regenintensität war dabei im Hinblick auf das Phänomen "Eisregen" zeitweise durchaus beachtlich. Das Ereignis verursachte schließlich eine markante Eisschicht von 5-15 mm an Gegenständen und auf dem Boden (= Dicke der Eisdecke, die alles überzog; die ebenfalls zahlreich entstandenen, zapfenförmigen Eisgebilde waren auch deutlich länger). An exponierteren und windigeren Stellen war die Eisdecke mancherorts sogar bis zu 2 cm dick und vereinzelt trat sogar erster Eisbruch auf.
In Freiberg selber lag die alles bedeckende Eisschicht nach 9 mm Eisregen gegen 23 Uhr bei bis um 7 mm mit teils zentimeterlangen Eisgebilden/ Eiszäpfchen an Gegenständen. Nachfolgend einige Bilder vom Eisregen an diesem Tag aus Freiberg:
Ab 13 Uhr setzt in Freiberg Eisregen ein, schnell bildet sich eine Eisschicht auf dem Boden und an Gegenständen...
Zwischen 14 und 16 Uhr ist der Eisregen zeitweise besonders kräftig bei Temperaturen bis -1 °C in Freiberg...
Eine zunehmend wachsende Eisdecke bildet sich aus...
Hier ist das Auto bereits gut "konserviert"...
Viele zapfenartige Eisgebilde bilden sich an Gegenständen...
Alles wirkt wie glasiert...
Eiswachstum an Schildern,...
... Ampeln, usw...
Auch an Freileitungen bildet sich deutlicher Eisansatz...
Die Landschaft "vereist" immer weiter, teils mit bizarren Eisgebilden...
Wachsende Eiszapfen bei weiterhin leicht frostigen Temperaturen...
Am späten Abend: Nachlassender Eisregen und steigende Temperaturen in Freiberg...
Alles ist nun bis zu 7 mm dick mit klarem Eis überzogen...
Die Bäume haben teilweise bereits schwer zu tragen...
Zentimeterlange Eisgebilde an einer Parkbank...
Alle Bäume sind mit Eis überzogen, ein toller Anblick...
Eine beeindruckende Nachtstimmung...
Die schöne Seite des Eisregens, der gleichzeitig auch zu einem Verkehrschaos führt, denn...
... auch der Boden ist natürlich weiterhin mit Eis überzogen!
Der Eisregen führte zu einer massiven Glatteislage mit unzähligen Unfällen und Verletzten. Die Rettungsdienste waren im Dauereinsatz und kamen oft selbst nicht mehr weiter. Unterstützung kam teilweise sogar aus nicht betroffenen Nachbarkreisen. Teils war auch die Feuerwehr und das THW im Einsatz, um die Rettungsdienste zu unterstützen oder aber liegengebliebene Fahrzeuge zu befreien. Gerade im Osterzgebirge waren Autofahrer über Stunden im Eisregen eingeschlossen und der Winterdienst kam nicht mehr durch. Erst im Laufe des Folgetages setzte sich langsam die Warmluft durch und die Eisdecke taute langsam ab...
Die Eisregenlage vom 30.11. war eine der stärksten Eisregenlagen in Teilen Sachsens seit Jahren. Allerdings kommen solche Wetterlagen immer wieder in verschiedenen Konstellationen im Winter vor. So gab es gerade im Dezember 2010 auch mehrfach starke Eisregenereignisse in Deutschland, teils Sachsen...
Zuletzt noch das Video vom Eisregen aus Freiberg:
Eisregen in Freiberg am 30.11.2018 (externer Link: https://www.youtube.com/watch?v=ri82EqTC6E0)
© Michel Oelschlägel