19.12.-21.12.2022 - Markante Eisregen- und Raueislage im Osterzgebirge in Folge des Böhmischen Windes

 

Eine spannende Wetterlage stellte sich ab dem 19.12. über Deutschland und vor allem über Teilen des Osterzgebirges in Sachsen ein. Die Warmfront eines Tiefs namens Franziska über dem Atlantik wanderte im Tagesverlauf von West nach Ost über Deutschland hinweg. Dort lag aber noch eisige Luft, welche in den vergangenen Tagen Tiefstwerte bis um -20°C hervorgebracht hatte. Aufgrund eines starken Hochdruckgebietes über Osteuropa konnte die Luft hier gut auskühlen. Über Tschechien bildete sich zudem ein Kaltluftsee aufgrund der dort vorherrschenden Beckenlage. Aufgrund der Großwetterlage mit einem Tief im Westen und einem Hoch im Osten steilte die Strömung zeitweise aus Süd auf, was über dem Osterzgebirge bis nach Bautzen hin bereits am Vortag den Böhmischen Wind entfachte. Dieser lokale Wind entsteht dann, wenn der Kaltluftsee in Tschechien aufgrund der Wetterlage über den Osterzgebirgskamm und die ostsächsischen Bergländer hinwegfließt. Der Westerzgebirgskamm ist dagegen an den meisten Stellen zu hoch für den Böhmischen Wind. Hier stellt sich dann oft Föhn ein. Im Gegensatz zum Föhn ist der Böhmische Wind aber ein kalter Fallwind, der vor allem kammnah mit dichtem Nebel einhergeht. Im Winter führt das dann oft zu erheblicher Raueisbildung. Der Einflussbereich des Böhmischen Windes kann durchaus bis in den Raum Freiberg – Kamenz reichen.


Der Böhmische Wind erreichte bereits in der Nacht zum 19.12. Windspitzen von 60-80 km/h, teils auch über 90 km/h. Aufgrund einer vorhandenen Schneedecke von 10-20 cm kam es teils zu erheblichen Verwehungen. Auch Autos blieben mancherorts stecken und mussten durch die Feuerwehr befreit werden. Zudem entkoppelte der Böhmische Wind das bodennahe Wetter im Bezug auf die oben angesprochene Warmfront von Tief Franziska. Diese führte am 19.12. von West nach Ost für eine Eisregenlage, rückseitig setzte sich dann aber eine deutliche Milderung durch. Sehr spannend aber war die Lage im Osterzgebirge. Während es durch warmen Föhn im Vorland des Westerzgebirges schnell in den Plusbereich ging und dort sogar eine Eisregenlage oft ausblieb, beherrschte der Böhmische Wind weite Bereiche zwischen Freiberg und dem Osterzgebirge bis hinüber in den Bautzener Raum. Bodennah blieb es hier oft bei Frostluft und die Milderung mit der Warmfront blieb lange Zeit aus. In großer Höhe setzte sich dagegen die mildere Luft mit Regen durch. Der Regen fiel folglich in die vom Osterzgebirgskamm hinunterfließende Kaltluft. In der Folge fielen hier ab den Mittagstunden bis zum Abend sämtliche Niederschläge als Eisregen, insbesondere südlich von Weißenborn. 5-7 L/m2 Niederschlag kamen hier als Eisregen zusammen. Alles – auch Autos, Bäume und Gegenstände - war folglich mit einer 5-7 mm dicken Eisschicht überzogen und es war spiegelglatt. Auch auf dem Schnee bildete sich eine spiegelnde und teils tragende Eisschicht. Letztlich war es eine beeindruckende Eisregenlage und die stärkste seit November 2018.

 

Starke Schneeverwehungen in Folge des Böhmisches Windes im Osterzgebirge seit den Nachtstunden des 19. Dezembers...

 

Mancherorts blieben auch Autos in den Verwehungen stecken...

 

Verwehungen in Bärenfels...

 

In Zinnwald fließt die Kaltluft mit Nebel und Raueisbildung über den Osterzgebirgskamm und verursacht den Böhmischen Wind...

 

Der Böhmische Wind bringt Kaltluft mit, welche im Osterzgebirge für eine mehrstündige Eisregenlage sorgt - wie hier in Frauenstein...

 

Schnell sind Wege und Straßen mit Eis überzogen...

 

Autos sind ebenfalls mit einer Eisschicht überzogen...

 

Deutlicher Eisansatz an allerlei Gegenständen...

 

Der Eisregen hält bis zum Abend an...

 

Alles wirkt wie glasiert...

 

Bis zum Abend entsteht eine 5-7 mm dicke Eisschicht...

 

Auch Bäume und Sträucher sind mit einer vergleichbaren Eisschicht überzogen...

 

Auf dem Schnee entsteht ebenfalls eine deutliche Eisdecke...


Später schwächte sich der Eisregen dann ab und auch der Böhmische Wind verlor etwas an Boden, sodass im Laufe der Nacht zum 20.12. Tauwetter bis in den Raum Hermsdorf-Bärenfels einsetzte. Ab dieser Grenze bis hoch zum Kamm blieb der eisige Wind aber trotz milder Westlage weiter beherrschend. Entsprechend kontrastreich war die Lage am 21.12.2022. Während in fast ganz Deutschland Tauwetter herrschte und Temperaturen von bis zu 12 Grad gemessen wurden, lagen die kältesten Orte Deutschlands am Osterzgebirgskamm. Hier herrschte am Vormittag und Mittag weiterhin Frostluft bis -5°C. Gleichzeitig führte dort dichter Nebel zu massiver Rauseisbildung. Bis zum Mittag war der Eisansatz in Zinnwald-Georgenfeld am Osterzgebirgskamm auf bis zu 20 cm Dicke angewachsen - beachtlich für die Höhenlage von etwa 800 m. Während in Zinnwald am Vormittag und Mittag noch eisige -5°C gemessen wurden, lag die Temperatur etwa 15 km nördlicher bei +5°C und es herrschte Tauwetter und Regen. Doch im Laufe des Tages setzte sich dann mit dem Zusammenbrechen des Böhmischen Windes auch langsam mildere Luft bis in die Kammlagen des Osterzgebirges durch. Damit war diese spannende Wetterlage beendet und bis Weihnachten stellte sich überall eine milde Westlage mit stürmischen Akzenten ein.

 

Vor Sonnenaufgang am 21.12. - während es fast überall bei deutlichen Plusgraden taut, beherrscht der eisige Böhmische Wind noch kammnahe Regionen am Osterzgebirge...

 

Hier gibt es weiter Raueisbildung bei Nebel, Wind und Frost - wie hier in Rehefeld-Zaunhaus…

 

Noch beeindruckender sieht es in Zinnwald-Georgenfeld direkt am Kamm auf etwa 800 m aus...

 

Alles ist mit einer dicken Raueisschicht überzogen...

 

Wind, Nebel und Temperaturen von -5°C formen hier diese Gebilde...

 

Auch Gebäude sind vereist...

 

Manche Verkehrsschilder sind kaum noch erkennbar...

 

 

Das Eis lastet schwer an den Bäumen, erste Äste brechen ab...

 

 

Bis zu 20 cm dick sind die Rauseisanlagerungen...

 

 

 

Kaum zu glauben, dass es etwa 15 km weiter nördlich zur gleichen Zeit +5°C und Tauwetter gibt...

 

 

Man sieht deutlich, wie das Eis auf der Vegetation lastet, doch im Tagesverlauf entschärft sich dann langsam mit einem weiteren Temperaturanstieg die Lage...

 

© Michel Oelschlägel

Datum: 21. November 2024

                  

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