Schwere Gewitter/MCS mit Starkregen und Hagel
Nach endlosen kühlen Troglagen sollte der Freitag (11.4.) endlich mal frühlingshaft warm werden, bevor von Nordwest bereits ein neuer Trog nach Mitteleuropa voranstoßen sollte. So erreichten die Tageshöchstwerte im Erzgebirge 15-18 °C. Auch am Abend, gegen 21 Uhr, waren es teils noch 13 °C, beispielsweise in Aue (Westerzgebirge). Von Südwesten machte sich aber bereits die kühlere Luft aus Nordwesten bemerkbar, welche auf die recht energiereiche, aber anfangs noch gut gedeckelte, milde Luftmasse prallte, welche Teile Süd- und Ostdeutschlands beeinflusste. So gab es in Baden-Württemberg und Nordbayern bereits starke Zellen, später auch einige Multizellen in Sachsen, wobei Letztere jedoch noch nicht sonderlich intensiv ausfielen. Gegen 20:30 machte eine Zelle über dem Vogtland erneut auf sich aufmerksam, während von Südwesten die mehr und mehr verclusternden Gewitter reinzogen. Die recht langsame Zugbahn der vorgelagerten Zellen brachten schon nennenswerte Regenmengen mit sich -und ein überraschendes Feuerwerk. Leider wurde es zuvor im Erzgebirge recht neblig, sodass man keine Blitze direkt wahrnehmen konnte, sondern nur ein teilweise sommerlich anmutendes Dauerflackern! Zudem zog die besagte Zelle etwas westlich vorbei. Jedoch bildete sich gegen 21:30 Uhr eine neue Zelle über Tschechien, südlich vom Landkreis Aue-Schwarzenberg und dem Vogtland. Diese erreichte sogar > 59 dBZ und war sehr blitzaktiv. Gegen 22:30 Uhr verschmolzen diese Zelle und der gewittrige Cluster aus Südwesten genau über dem Landkreis Aue-Schwarzenberg. Auch weiter östlich gingen nun über Tschechien und Sachsen immer wieder neue Zellen hoch, die teilweise sehr stark waren und später in das sich damit verstärkende MCS aus Südwest integriert wurden.
Aufziehendes Gewitter
Im Landkreis Aue-Schwarzenberg gab es an meinem Beobachtungspunkt, gegen 22.30 Uhr, einsetzenden Starkregen, verbunden mit zahlreichen Blitzentladungen, welche aber weiterhin in teilweise nebliger und tiefhängender Bewölkung verborgen blieben und damit der Blitzkanal meist nicht sichtbar war.
Gewitter und einsetzender Starkregen
Später setzte dichter Hagel bis 1 cm ein, gepaart mit Starkregen. Anderenorts war der Hagel auch bis 2 cm groß!
Starkregen und Hagel
Hagel auf einem Carport-Dach
Auch weiterhin gab es kräftige Entladungen...
Nach etwa 5 Minuten wurde der Wolkenbruch leichter, es regnete und hagelte aber noch eine Weile lang.
Blitze nach dem ersten Wolkenbruch
Nach kurzer Starkregenpause, aber weiterhin gebotenem Feuerwerk, setzte wieder starker Regen ein, welcher dann mit wechselnder Intensität anhielt. Dabei kühlte es nun rasch ab. Die Blitzrate nahm nun auch mehr und mehr ab.
Weiterhin kräftige Entladungen...
Gegen 0:30 Uhr wurde der Regen wieder sehr stark, dazu gab es auch teilweise stürmische Böen. Die Blitzrate war mittlerweile eher niedrig, aber es gab nun einige äußerst kraftvolle positive Erdentladungen mit wummernden Donnerschlägen. Teilweise zitterten die Fensterscheiben richtig. Mit weiterer Abkühlung setzte etwa 1 Uhr zunehmend Schneefall ein! Es hatte also in 3-4 h um 13 °C abgekühlt in der nahegelegenen Stadt Aue. Bis um 2 Uhr fielen dabei je nach Höhenlage zwischen 2-10 cm Neuschnee im Erzgebirge, teils weiterhin gewittrig. Erst danach zog der immer noch recht aktive MCS Richtung Polen ab.
Neuschnee nach dem Gewitter! Hier etwa 2-3 cm...
Am nächsten Tag werden sich sicherlich einige gewundert haben, dass nach einem so warmen Vortag nun wieder Schnee lag, selbst im Flachland um Leipzig und Chemnitz sowie Dresden herum gab es Schneereste und teils Schneedecken. Trotz eingeflossener, kühlerer Luft konnte sich der Schnee in der kräftigen Aprilsonne nicht lange halten und taute rasch wieder ab.
Das Gewitter richtete übrigens erhebliche Schäden an. In ganz Sachsen waren Straßen durch Schlamm und ausgespültes Geröll blockiert oder einfach überschwemmt wurden, Erdrutsche gab es im Vogtland, im Landkreis Mittweida oder Freiberg. Kleine Bäche führten erhebliches Hochwasser. So überschwemmte der Dorfbach in Oberlungwitz die Ortsdurchfahrt und setzte dutzende Keller unter Wasser. Die Straße selbst stand 30-40 cm hoch unter Wasser, der Bach stiegt um mehr als 2 m an! In Hohenstein-Ernstthal konnte die Kanalisation das Wasser nicht mehr fassen und so stand das Wasser bis zu 40 cm hoch in den Straßen. In Schneeberg im Landkreis Aue-Schwarzenberg wurde durch Hochwasser an einem Bach ein Haus 70 cm hoch unter Wasser gesetzt. Ähnliche Schicksale waren in jener Nacht keine Seltenheit. Die Feuerwehren waren vielerorts im Dauereinsatz, die Aufräumarbeiten dauerten teilweise mehrere Tage an.
© Michel Oelschlägel
Datum: 21. November 2024