Analyse des Starkwindereignisses vom 29.07.05 in Erlabrunn und Johanngeorgenstadt

 

Bilderbericht zur Squallline mit dem Orkanunwetter

 

Dieser 2. Bericht zum Unwettertag am 29.7.05 wird sich nun hauptsächlich mit der nächtlichen Squallline und einer umfangreichen Schadensanalyse aus den besonders betroffenen Regionen des Landkreises Aue-Schwarzenberg beschäftigen. Vor allem das Starkwindereignis im Gebiet Johanngeorgenstadt und Erlabrunn ist dabei das Ziel dieser Recherche. In den Medien wurde bezüglich der Schäden in diesen zuvor genannten Gebieten von Orkanböen, einem Tornado oder sogar fälschlicherweise von einem Derecho als auslösende Erscheinung berichtet. Zumal es wegen des heftig tobenden Unwetters (schlechte Sicht, Angst der Anwohner) und des betroffenen Gebietes selbst (vorrangig wenig besiedeltes Waldgebiet) auch kaum Augenzeugen gibt, ist eine umfangreiche Schadensanalyse der verursachten Sturmschäden umso wichtiger.

 

Wie bereits in Teil 1 geschrieben, bildete sich die später für das Erzgebirge bedeutend werdende Unwetterfront aus mehreren kräftigen Zellen aus dem südlichen Raum von Bayern und Baden-Württemberg. Die Unwetterzellen über BW und Bayern verclusterten im Laufe des Abends immer weiter. Der die Unwetter begleitende Orkan stellte nun vielerorts das größte Problem dar, vor allem im Raum Stuttgart und zuvor bereits im Münstertal, wobei dort sogar von einem Tornadoverdachtsfall auszugehen ist. Auch die Superzelle in Bayern baute immer mehr an, auf deren Zugbahn traten schwere Sturm- und Orkanschäden auf. Gegen 21 Uhr (19 UTC) verclusterten nun auch die beiden Systeme aus Bayern und BW zu einer geschlossenen Squallline, welche jedoch weiterhin von mesozykloner Aktivität durchsetzt war. Entlang der Front war der Sturm und Orkan weiterhin das ausschlaggebende Thema. Auch in Sachsen war nach der LP-Superzelle vom Nachmittag das Gewitterportenzial weiterhin sehr hoch und wurde auch nicht von den dortigen Zellen abgebaut, sondern führte stets zur Entstehung neuer Zelle, welche auch immer wieder Superzellencharakter annahmen, allerdings doch deutlich schwächer blieben als die zuvor entstandene LP-Superzelle über dem Erzgebirgsvorland. Gegen 23:00 Uhr (21 UTC) wurde es für den Südwesten Sachsens spannend, einzelne Schwergewitterzellen waren nördlich davon unterwegs, von Süden zog die eigentliche Unwetterfront heran. An der Westflanke der Unwetterfront wurden nun die einzelnen Zellen über Sachsen mehr und mehr in die Squallline integriert. Interessant war in Verbindung damit die Ausbildung eines zellübergreifenden Bowechos entlang der Front. Als Bowcho bezeichnet man eine Situation, bei der eine Squallline oder eine geschlossene Gewitterzelle - durch ein Umlenken der Winde im mittlerer Höhe zum Boden hin - nach vorne ausgetrieben wird. Der starke Downburst zwingt dabei den mittleren Teil der Gewitterfront nach vorn, während sich das umliegende Gewittergebiet nicht so schnell verlagert. Auffallend ist eine solche, durchaus hohe Organistationsform von Gewittern an einer deutlichen Bogenform der Front. In diesem Bereich des Bowechos sind Micro- und Macroburst (starke Fallwinde unterschiedlicher Flächenausdehnung) mit Windgeschwindigkeiten von deutlich über 150 km/h möglich! Die Wetterdienste haben am besagten Unwetterabend diese Organisationsform sehr gut erkannt und mit entsprechenden Warnungen reagiert.

 

Interessant ist hierbei die Tatsache, das sich der Landkreis Aue-Schwarzenberg (ASZ) genau an der Stelle des Bowechos befand, wo die mittlere Windgeschwindigkeit am höchsten gewesen sein muss, also wo sich die Spitze der Bogenform befand. Wichtig ist noch zu erwähnen, das vor allem im Bereich der vordersten Spitze und nordwärts davon eine erhöhte Tornadogefahr besteht, wobei diese Tornados nicht durch mesozyklone Rotation, sondern durch die mitgeführte Böenfront und deren Eigendynamik selbst entstehen. Der Landkreis Aue-Schwarzenberg lag direkt im gefährlichsten Bereich der Front, eine erhöhte Tornadowahrscheinlichkeit war also auf jeden Fall gegeben!

 

Interessant war der Bericht vieler Augenzeugen aus den betroffenen Orten, welche von kurzem, aber kräftigen Hagel berichteten. Allerdings hat das Niederschlagsradar zu diesem Zeitpunkt keinen direkten Hagelniederschlag angezeigt, es handelte sich also um ein örtlich und zeitlich sehr begrenztes Ereignis, unmittelbar in Verbindung mit dem Starkwindereignis zwischen Erlabrunn und Johanngeorgenstadt. Aufnahmen von den Schäden finden man in dem zugehörigen Bilderbericht. Mithilfe von Pfeilen soll aber nun auf die Fallrichtung der dort geschädigten Vegetation aufmerksam gemacht werden.

 

Übersichtskarte von den Schäden im Unwettergebiet

 

Schadenschneise durch das Steinbachtal zwischen Erlabrunn und Johanngeorgenstadt (Foto: Sabine Flemming)

 

rote Gebiete  : Totalschaden

 

blaue Gebiete: weiterhin verbreitete Forstschäden

 

violette Pfeile : Zugrichtung/ Ausbreitungsrichtung des Starkwindereignisses

 

Betrachten wir als erstes den Raum Johanngeorgenstadt!

 

Besonders hart wurde neben Erlabrunn auch Johanngeorgenstadt getroffen. Hier wurde zwischen Steinbachtal und Johanngeorgenstadt/Neustadt eine etwa 100 m bis 150 m breite Schneise in den dichten Fichtenwald geschlagen. Kein Baum ist hier mehr stehen geblieben, die Schäden lassen sich anhand der Torro-Skala auf etwa T4 schätzen, das entspricht einer wirkenden Windgeschwindigkeit von 184 - 220 km/h! Dennoch hätte es weitaus schlimmer kommen können, da sich unmittelbar rechts und links der Schneise Wohnhäuser befanden. Dennoch fielen Bäume auf parkende Autos und beschädigten mehrere Dächer. Man erkennt neben einer zentralen Schneise noch weitere Nebenschneisen, welche jedoch in ihrer Fallrichtung der Hauptschneise ähneln.

 

  

 

Unwetterschäden mit Betrachtung der Fallrichtung (Fotos zum Teil von Sabine Flemming)

 

Die Schadensschneise zieht sich von Johanngeorgenstadt bis nach Erlabrunn. Die folgende Aufnahme zeigt das Gebiet zwischen den beiden betrachteten Schadensgebieten und zeigt ebenfalls schwerste Fortschäden im T4 -Bereich (184 - 220 km/h).

 

Wenden wir uns nun dem Schadengebiet in Erlabrunn zu!

 

In diesem Bereich wurde zudem auch die höchste Intensität des Starkwindereignisses erreicht. Im nördlichen und mittleren Bereich östlich des Graupener Weges ist von Schäden im T5 - Bereich auszugehen, d.h. das dort Windgeschwindigkeiten von etwa 220 - 256 km/h auftraten. Im Krankenhausgelände traten dagegen nur T3 - Schäden (151 - 184 km/h) auf, wobei hier darauf hingewiesen werden muss, das sich das Krankenhausgelände in eine topographischen Senke zwischen 2 Berghängen befindet. Dennoch wurden Teile des Krankenhauses abgedeckt sowie der Krankenhauspark komplett verwüstet. Erst auf der anderen Seite der Berghanges, also hinter dem Krankenhaus, traten wieder stärkere Schäden auf, die wieder in den Bereich T4 (184 - 220 km/h) eingestuft werden können. Auch südlich des Gaupnerweges schätze ich die dort vorhandenen Vegetationsschäden auf den Bereich T4!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unwetterschäden mit Betrachtung der Fallrichtung (Fotos zum Teil von Sabine Flemming)

 

Nördlich von Erlabrunn liegt Steinheidel. Selbst dort sind noch die deutlichen Spuren des Starkwindereignissen zu finden, ebenfalls wieder im T4 Bereich (184 - 220 km/h)! Hier ist die Breite der in den Wald geschlagenen Schneise zwar geringer, allerdings ist eine Fallrichtung in diesem Gebiet variabler als zuvor in Johanngeorgenstadt und Erlabrunn, wie die folgenden Aufnahmen belegen sollen. Hier wurde zudem eine Gartenlaube vollständig zerstört und die Bruchstücke duzende Meter weit im zugehörigen Garten verteilt.

 

  

 

 

Unwetterschäden mit Betrachtung der Fallrichtung (Fotos zum Teil von Sabine Flemming)

 

Diese Schneise zieht sich noch über den Raum Breitenbrunn bis nach Antonsthal und erreicht auch hier noch Schäden im Bereich T3-T4. Insgesamt grenzt es an ein Wunder, dass kaum Wohnhäuser im Mitleidenschaft gezogen worden, da sich die Schneise stets nur knapp an Wohngebieten vorbeizieht. Würde man das ganze Schadengebiet nur 10-20 m weiter nach Osten oder Westen verlagern, wären die Folgen weit aus katastrophaler gewesen, da nun auch dichter besiedelte Flächen direkt getroffen worden wären. Die gesamte Schadensspur verläuft auf einer Länge von 15 km, wird allerdings nicht breiter als 500 m! Die Fallrichtung ist teilweise relativ einheitlich, was zwar charakteristischer für einen Downburst ist, allerdings ab einer hohen Zuggeschwindigkeit eines Tornados ebenfalls beobachtet wird, da sich nun Rotationsgeschwindigkeit und Zugeschwindigkeit überlagern. Die Unwetterfront am Abend des 29.7.05 wies eine sehr hohe Zugeschwindigkeit auf!  Auch der von mehreren Augenzeugen berichtete Hagelschlag zu Beginn des Unwetters ist ein weiteres Indiz für einen Tornado, da auf dem Radarmaterial keine Anzeichen für Hagel zu finden war, dieser jedoch als Begleiterscheinung von Tornados recht häufig und ohne Anzeichen in Erscheinung treten kann. Bei der Schadensanalyse fallen mehrere Nebenschneisen auf, welche sich parallel zur Hauptschneise anordnen. Diese haben eine ähnliche Fallrichtung wie die Hauptschneise und auch die relative Distanz dieser Nebenschneisen zur Hauptschneise bleibt nahezu gleich. Vielleicht sind diese durch mehrere Nebenrüssel entstanden, welche um einen zentralen, starken Tornado rotierten. Eine solche Erscheinung nennt man auch Multivortextornado, die Nebenrüssel Subvortex. Allerdings können auch lokale Microbursts derartige Schäden abseits der Hauptschneise verursacht haben, was vor allem auf Schadensgebiete zutrifft, welche mehrere Kilometer von der Hauptschneise entfernt liegen und eine eher punktuelle Anordnung aufweisen. 

 

Einige Schadensindizien im Raum Erlabrunn und Johanngeorgenstadt sprachen anfangs auch für eine Aufeinanderfolge sehr starker Fallböen (Downbursts), viele Indizien allerdings für einen Tornado zwischen Johanngeorgenstadt und Erlabrunn. Auch aus der Betrachtung von synoptischen Elementen ist ein Tornado im besagten Bereich durchaus möglich und nicht auszuschließen! Jedoch ist hier nicht unbedingt von einem Tornado mesozyklonem Ursprungs auszugehen, sondern eher von einem durch Eigendynamik im Bereich der Böenfront entstandenen Wirbel (Gustnado), welcher sich zu einem kräftigen Tornado verstärkt haben könnte. Aufgrund weiterer Augenzeugenberichte wird der Tornadoverdacht in einigen Bereichen des Schadensgebietes ebenfalls gestützt. So erzählte mir eine Anwohnerin im Steinbachtal (zwischen Erlabrunn und Johanngeorgenstadt), welche keine 20 m von der Schneise entfernt wohnt, folgendes:

 

Sie sagte, es kam nachts ein "knacken" immer näher, vorher war es ganz still, nur einzelnes Grummeln vom herannahenden Gewitter, bis schlagartig lautes krachen hörbar wurde. Sie schaute aus dem Fenster, könnte jedoch wegen Staubaufwirbelungen nichts erkennen, aber Äste schossen am Fenster vorbei. Interessant war dabei auch, das der Höhepunkt etwa 15-20 Sekunden gedauert haben soll, dabei soll die Intensität jedoch gleichbleibend stark gewesen sein (keine Böenschwankungen). Nach diesen 15-20 Sekunden nahm der Sturm rasch ab, es gab nur noch einige stärkere Böen und Starkregen. Erst nach einigen Minuten lebte kurzzeitig der Wind nochmal stark auf, allerdings waren es nur noch starke Böen, welche keinefalls mit dem Ereignis zuvor zu vergleichen waren.

 

Daneben gibt es im Bereich der Hauptschneise und auch abseits dieses langestreckten Schadensgebietes viele Fallbeispiele, welche vorrangig in Richtung mehrerer sehr starker Microbursts im T4 Bereich (184 - 220 km/h) hindeuten. Im Gebiet Steinheidel war allerdings ein Tornado bereits zu Beginn der Analyse im August 05 als gesichert anzusehen, allein schon anhand der Fallrichtung der Bäume und auch anhand der verbreiteten Vertrifftung von Gegenständen.

 

Nachdem ich ein Komplettvideobericht zu den Schäden an den Forstexperten Martin Hubrig geschickt habe, wurde der Tornadoverdacht nahezu zweifelsfrei bestätigt. Auch habe ich dieses Ereignis mit ähnlichen Erscheinungen verglichen, beispielsweise mit dem Tornado vom 22.6.1998 in Carlsfeld (Vogtland in Sachsen) oder mit einer sehr ähnlichen Unwetterlage vom 29.6.97 in Niedersachsen, Thüringen und Bayern. In beiden Fällen konnten wertvolle und eindeutige Parallelen zum 29.7.05 gezogen werden, auch der Tornadoverdacht in Erlabrunn wurde aufgrund gleicher Augenzeugenberichte und aufgrund sehr! ähnlicher Schadensbilder bestätigt.

 

Mit einer Sicherheit von 99 % ist also schlussfolgernd nach zahlreichen Diskussionen zu diesem Ereignis von einem starken Tornado auszugehen, welcher teilweise Nebenwirbel ausbildete oder von Microbursts flankiert wurde!

 

Neben diesem Schadengebiet gab es allein im Landkreis Aue-Schwarzenberg noch weitere, stark im Mitleidenschaft gezogene Landstriche. Neben dem bereits analysierten Gebiet waren vor allem in Tellerhäuser und im Forst bei Zschorlau und Burkhardtsgrün noch schwere Schäden im Bereich T4 (184 - 220 km/h) zu erkennen. Diesbezüglich existiert ebenfalls eine Fotosammlung zu den neben Erlabrunn und Johanngeorgenstadt ebenfalls schwer geschädigten Gebieten im Landkreis. Im Unterschied zu Erlabrunn und Johanngeorgenstadt ist jedoch in Tellerhäuser sowie auch in Burkhardtsgrün mit hoher Sicherheit von starken Downburstschäden auszugehen, die aber durchaus auch Windgeschwindigkeiten bis nahe 200 km/h hervorgebracht haben!

 

Auch ohne derartige Ereignisse verursachte die Passage der Squalline mit der markanten Böenwalze im Landkreis ASZ und im Landkreis Annaberg verbreitet schwere Sturmböen (Bft. 10) und Sturmschäden, wobei sehr häufig auch Böen der Stärke 11 und 12 registriert worden (nicht selten auch 130 km/h und mehr!). Allerdings wurden zusammenhängend schwere Sturmböen nur in den Landkreisen ASZ und ANA gemeldet, in den anderen Landkreisen Sachsens und den anderen betroffenen Bundesländern schwankte die gemessene Windgeschwindigkeit zwischen Bft. 8 und Bft. 12. Die Kriterien für ein Derecho über Deutschland, wie in den Medien berichtet wurde, sind somit nur für das Westerzgebirge hinreichend erfüllt gewesen. Um einem Derecho gerecht werden zu können, müssen Windgeschwindigkeiten von 50 kt in einem 400 km breiten Gebiet gemessen worden sein, was hier streng genommen nicht überall der Fall war!

 

Allgemein fielen dem Unwetterereignis in den Landkreisen ASZ und ANA sowie dem Vogtland 270.000 Festmeter Holz zum Opfer, davon 160.000 Festmeter im Landkreis ASZ. Die Schäden allein im Klinikbereich von Erlabrunn summieren sich in die Millionen. Es ist das bisher schlimmste und folgenreichste Orkanereignis für viele Regionen des Landkreises und des westlichen Erzgebirges. Mehrere Rekordwerte bezüglich der Windgeschwindigkeit wurden nach dieser Unwetternacht eingestellt. An der Spitze liegen neben Zinnwald mit 191 km/h die sehr windgeschützte Wetterstation in Erlabrunn, welche immer noch 146 km/h registrierte. Auch andererorts gab es Böen um 140-150 km/h, beispielsweise in Beierfeld, Johanngeorgenstadt oder in einigen Ortsteilen von Schwarzenberg. Extreme Böen müssen anhand der verursachten Schäden in Tellerhäuser und Burkhardtsgrün aufgetreten sein, die durchaus bei deutlich! über 160 km/h (wahrscheinlich nahe 200 km/h) gelegen haben müssten. Leider war in diesen Gebieten keine Wetterstation aktiv, sodass mögliche weitere verifizierte Extremwerte nicht zuverlässig registriert werden konnten. Insgesamt kann man in den Landkreisen ANA, ASZ und V (Vogtland) von mind. 6 gesicherten Tornadoereignissen durch die Squall ausgehen, ein starker T5/F2 bei Erlabrunn (ASZ), ein T4/F2 bei Klingenthal im Vogtland, 3 weitere Tornados im Sehmatal bei Annaberg (2 T3/F1 Tornados und 1 T4/F2 Tornado) und ein T5/F2- eventuell T6/F3 im sächsisch-tschechischen Grenzgebiet südlich des Landkreises Annaberg. Der Erlabrunner Tornado und der Tornado im Grenzbereich von Tschechien und Sachsen waren dabei die stärksten Tornados dieser Serie. Für die Tornadoereignisse im Vogtland und im Landkreis Annaberg (Sehmatal), welche hier in diesem Bericht nicht ausführlich analysiert wurden, wurde im Forum von Skywarn (www.skywarn.de; http://www.skywarn.de/forum/viewtopic.php?t=1526) eine ausführliche und bestätigende Analyse durchgeführt. Auch der sehr starke T5/F2 (eventuell T6/F3) - Tornado im Grenzbereich wurde umfangreich analysiert (http://www.chmi.cz/torn/cases/20050729/20050729.html). Zudem existiert noch ein Tornadoverdachtsfall durch die Squall im Schwarzenberger Ortsteil Heide.

 

Eine interessante Tatsache, die zur Entstehung der Tornados am Erzgebirge beigetragen haben könnten, ist folgende: Das Egerbecken in Tschechien meldete gegen 23 Uhr noch Temperaturen um 30 °C. Der Nordteil des Erzgebirges nur 24 °C. Mit Annäherung der Front wurde die sehr warme Luft am Erzgebirge zum Aufsteigen gezwungen, sodass es nochmals einen heftigen Konvektionsschub sowie zu einer deutlichen Verstärkung der Squallline kam. Kurz vor dem Eintreffen der Gewitterlinie stieg die Temperatur bei mir nochmals auf 27 °C hinauf und fiel schließlich während der Gewitter wieder auf 17 °C ab. Der neuerliche Konvektionschub könnte die Tornadobildung gefördert haben. Das erklärt möglicherweise auch das extrem verbreitete Auftreten von Spitzenböen im höheren Orkanbereich!

 

Zuletzt noch eine Übersichtskarte von den gesicherten Tornados in dieser Nacht und von markanten Downburstereignissen:

 

 

Zusammenfassung der Analyse:

 

- im Bereich Johanngeorgenstadt - Erlabrunn ist zweifelsfrei von einem starken Tornado (T5/F2) auszugehen, es handelt sich dabei

  auch um eines der stärksten Trombenereignisse in Deutschland im Jahr 2005

- neben dem Tornadoereignis kam es vor allem unmittelbar neben der Tornadoschneise flächendeckend zu weiteren 

  Starkwinderscheinungen, vor allem Microbursts, eventuell auch zu Nebenwirbeln parallel zum Tornado

- es handelt sich um KEIN Derecho, da die Bedingungen für ein derartiges Ereignis nur bedingt erfüllt waren

- das Ereignis war das seit Aufzeichnungbeginn heftigste und folgenreichste Orkanereignis im Landkreis Aue-Schwarzenberg

- auch im Landkreis Annaberg gab es enorme Schäden, verursacht hauptsächlich von 2 T3/F1 Tornados und einem T4/F2 Tornado

  sowie den Orkan selbst

- sehr erwähnenswert ist noch ein T5/F2-Tornado mit Tendenz zu T6 im Grenzbereich von Sachsen und Tschechien, welcher aber   

  hauptsächlich tschechisches Gebiet beeinflusste (südlich des Landkreises Annaberg)

- im Vogtland kam es ebenfalls zur Entstehung eines Tornados der Stärke T4/F2

 

Damit schließt vorerst die Betrachtung des Unwetterereignisses vom 29.7.05. Falls weitere neue Erkenntnisse dazu in Erfahrung gebracht werden, wird dies hier veröffentlicht! 

 

© Michel Oelschlägel

Webpage einfach und schnell erstellen CMS konzipiert für Unternehmen.

Datum: 22. November 2024

                  

Homepages selbst erstellen