Schwere Nachtgewitter am 21./22.06.2005

 

Bereits gegen Nchmittag entwickelte sich über Niedersachsen ein starker Gewittercluster, welcher mit Starkregen, Hagel und Sturm den Norden Deutschlands beeinflusste, sich aber später abschwächte. Gegen 17:00 Uhr entwickelten sich über Nordhessen erste kräftige Gewitterzellen, welche verbreitet höchste Radarreflektivität erreichten. Diese zogen unter Verstärkung nordostwärts und führten bereits zu enormen Regenmengen im Bereich Sachsen-Anhalt. Bis dahin glaubte ich an kein Gewitter hier im westlichen Erzgebirge. Zunehmend bauten diese Zellen jedoch nach Süden hin mehr und mehr an, sodass ein starker Cluster über Sachsen-Anhalt und Teilen von Thüringen entstand. Zudem änderte sich nun auch die Zugrichtung der Zellen von Nordost auf Ost. Schließlich erreichten auch die ersten Zellen Teile von Nordsachsen. 

 

 

riesiger Eisschirm der noch hundert Kilometer entfernten Zellen

 

 

Über Ostthüringen baute sich gegen 22:00 Uhr ebenfalls ein neuer Zellkomplex auf, welcher auch von meinem Standort aus bereits durch starkes Wetterleuchten sichtbar wurde. Die Blitzrate lag bei etwa 30-40 pro Minute, war also recht hoch. Diese Zelle zog jedoch nördlich an mir vorbei.

 

 

 

 

Wetterleuchten der Zelle über Ostthüringen

 

Dafür entwickelten sich neue, aber schwächere Zelle am südlichen Teil des Gewitterclusters, welche jedoch für eine Fortsetzung des abendlichen Feuerwerks sorgen sollten. Schließlich, gegen 11:15 Uhr, konnte man die ersten Donner der Gewitter wahrnehmen. Die Blitzrate schwankte zwischen 10 und 20 pro Minute, was zu einem wunderschönen Feuerwerk führte. Der Himmel war teilweise fast ständig an irgendeiner Stelle am Horiziont erhellt.

 

 

 

Das Blitzspektakel beginnt...

 

Neben zahlreichen Erblitzen gab es auch viele Wolkenentladungen, welche die eigentliche Wolkestruktur teilweise eindrucksvoll aufzeigten. Die Zellen näherten sich immer weiter, schwächten sich jedoch merklich ab. Die Blitzrate einiger Zellen reduzierte sich nun mehr und mehr. Auch Niederschlag gab es bis dahin kaum, da der Core entweder vorbeizog oder sich bereits abschwächte. Dennoch zuckten herrliche Blitze vom Himmel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Blitzspektakel

 

Die Zellen überquerten nun meinen Standort. Es gab einige relativ nahe Einschläge mit lauterem Donner. Ansonsten gab es bei deutlicher Abschwächung weder Sturm noch Starkregen, da ,wie bereits gesagt, die Zellkerne meinen Standort verfehlten oder bereits in stark abgeschwächter Form hier eintrafen. Das herrliche Feuerwerk entschuldigte aber jegliches Fehlen von Begleiterscheinungen, die vielleicht bei der Blitzbeobachtung gestört hätten. Etwa 1 Uhr nachts zogen die Überreste weiter nach Osten ab und zerfielen dort. Grund für die Abschwächung des Gewitters war ein Drehen des Windes von West nach Nordwest. Am Horiziont, so etwa in Richtung Ostthüringen, konnte man jedoch noch einen sehr aktiven Teil des ehemaligen Gewitterclusters erkennen. Dort entstanden nach wie vor intensive Zellen, was anhand der hohen Blitzrate von 30-40 Stück pro Minute deutlich erkennbar war. Ich glaubte nicht wirklich daran, das die Zellen bis hierher durchhalten würden.

 

  

neue Zellen rücken näher mit hoher Blitzfrequenz und teilweise höchster Radarreflektivität

 

 

kräftige Erdentladung

 

 

 

 

 

 

 

Zwar schwächte sich auch hier ein Großteil der Zellen auf dem Weg zu mir ab, was anhand der zurückgehenden Blitzrate erkennbar wurde, jedoch gab es nun auch zunehmend Naheinschläge mit krachendem Donner. Kurzzeitig gab es kräftigen Regen, anderenorts in der Nähe soll es sogar wolkenbruchartig gewesen sein (Bermsgrün). Im Bereich des Vogtlandes war sicherlich auch Hagel dabei, da hier teilweise noch höchste Radarreflektivität erreicht wurde. Die Blitzrate schwankte jedoch nur noch zwischen 5 und 15 Blitzen pro Minute, dafür gab es viele Naheinschläge.

 

 

 

 

 

 

 

 

Blitzentladungen und Naheinschlag (letztes Bild)

 

Erst ab etwa 3:30 zogen die weiterhin aktiven Zellen des ehemaligen Clusters Richtung Tschechien ab, wo sie erst sehr langsam zerfielen. Neben einem atemberaubenden Blitzfeuerwerk, das etwa 5 Stunden anhielt, gab es hier kaum nennenswerte Nebenerscheinungen. In Thüringen, wo die Zellen am blitzaktivsten waren, brandten nach Blitzschlägen mehrere Häuser und landwirtschaftliche Betriebe ab, ebenso in Gebieten Sachsen-Anhalts. Durch sinflutartigen Regen wurden in Sachsen-Anhalt gebietsweise Niederschlagsmengen bis über 100 mm in nur 3 h registriert, welche zu größeren Überschwemmungen führten. Teilweise gab es auch Hagel bis 3 cm sowie schwere Sturmböen. Vor allem im Thüringen und Sachsen-Anhalt war die Feuerwehr im Dauereinsatz, um die Unwetterschäden zu beseitigen. In Sachsen dagegen bleib es überwiegend bei kräftigen Gewittern ohne nennenswerte Schäden.

 

© Michel Oelschlägel

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Datum: 21. November 2024

                  

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